DNA

Mongolei beflügelte Ost-West-Austausch

Alte DNA gibt Aufschlüsse über Besiedelung Ostasiens.

Einige der am weitesten verzweigten Abstammungslinien des Menschen außerhalb Afrikas befinden sich in Ostasien. Über die genetische Vielfalt der Populationen und ihre Wanderungsbewegungen war bisher wenig bekannt. Denn es gibt im Vergleich zu Westeurasien kaum Daten uralter DNA.

Nun untersuchte ein Forschungsteam um Ron Pinhasi von der Universität Wien und David Reich von der Harvard-Medical-School (Boston, USA) die erhaltenen Genomdaten von 166 Menschen, die in den vergangenen 8000 Jahren in Ostasien gelebt hatten. Diese verglichen sie mit dem Erbgut von heute dort wohnenden Menschen (Nature). Die Ergebnisse der Studie stützen die These, dass es im Jungpleistozän Wanderungsbewegungen entlang einer Küstenroute gab, die Südostasien, den japanischen Archipel und den äußeren Osten von Russland verband.

Populationen mischten sich

Rund um die Entstehung komplexer Gesellschaften in Ostasien sei es schließlich zu einem starken Rückgang der genetischen Differenzierung gekommen, so die Forscher. Unterschiedliche Populationen hätten sich gemischt. Sie vermuten aufgrund der neuen Erkenntnisse, dass die heutige Mongolei im Holozän den kulturellen Austausch zwischen Ost- und Westeurasien beflügelt hat.

An der Wende zum dritten Jahrtausend vor Christus übte etwa die Afanassjewo-Kultur, eine östliche Ausbreitung der in der Steppe lebenden Jamnaja-Kultur, Einfluss auf die Region aus: Sie führte die Milchwirtschaft ein. Nach ihrem Niedergang wurde die Abstammungslinie in der Mongolei fast vollständig verdrängt. Im Gegensatz zu Europa, wo sich die Jamnaja – sie gelten als Begründer der indoeuropäischen Sprachfamilie – dauerhaft etablieren konnten. (cog)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.02.2021)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.