Durchkomponierter Corona-Look? Das deutsche Model Eva Staudinger posiert in einem Jogginganzug des deutschen Labels SoSue und Boss-Mantel auf einer Straße in Hamburg.
Mode und die Gesellschaft

Zieht euch wieder ordentlich an!

Das Buch „Dress Code“ reflektiert Gesetze von einst und Zwänge von heute – und zeigt, dass auch Billigmode, soziale Medien und Corona die Sorge um den richtigen Stoff am Leib nicht obsolet machen.

Endlich befreit von den Zwängen der Mode: Wer im Home-Office werkt, bei der Videokonferenz das Bild deaktiviert und am Abend nicht ausgehen darf, braucht sich über sein textiles Erscheinungsbild kaum noch den Kopf zu zerbrechen. Seit dem Vorjahr sind die Umsätze der Bekleidungsindustrie weltweit eingebrochen. Können wir also die Sorge, wie unsere Hülle aus Stoff auf andere wirkt, entsorgen wie einen alten Mantel im Sammelcontainer? Widerspruch käme von ein paar Rebellen, die sich im Lockdown hübsch herrichten, wenn sie ihren Müll in den Hof bringen, und dort mit einem Drink in der Hand den Nachbarn auf Distanz zuprosten. „Trash day cocktail“ heißt das Phänomen. Sind diese Leute nur ewiggestrige Anhänger der alten Normalität?

Sie wirken jedenfalls besser gelaunt als die traurigen Gestalten, die an digitalen Geburtstagsfeiern teilnehmen müssen und dabei mit linkischer Geste in die Webcam winken. Aber selbst wer der körperlosen Interaktion über soziale Netzwerke etwas abgewinnen kann, wird das Entscheidungsproblem vor dem Kleiderschrank nicht los. Der erste Eindruck zählte immer schon, heute ist er oft auch der letzte, wenn wir ein Foto im falschen Gewand posten, um uns im Netz als Liebespartner oder Mitarbeiterin zu bewerben. Und je seltener wir uns physisch treffen, umso bedeutsamer wird, wie wir uns optisch präsentieren. Kleider machen Leute, paradoxerweise mehr denn je.

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