Literatur

Ausgebrannt im Wald: „Jacob träumt nicht mehr“

Clemens Bruno Gatzmaga: „Jacob träumt nicht mehr“, Karl Rauch Verlag, 176 Seiten, 20 Euro.
Clemens Bruno Gatzmaga: „Jacob träumt nicht mehr“, Karl Rauch Verlag, 176 Seiten, 20 Euro.
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Der Roman „Jacob träumt nicht mehr“ von Clemens Bruno Gatzmaga ist keine Abrechnung mit der Werbebranche, sondern eine fantasiereiche Sinnsuche.

Clemens Bruno Gatzmaga ist ein Aussteiger aus der Welt der Wiener Werbe- und Digitalagenturen, doch sein Debütroman „Jacob träumt nicht mehr“ ist keine Abrechnung mit der Branche à la Frédéric Beigbeders „Neununddreißigneunzig“. Gatzmagas Ich-Erzähler ist als Agenturchef weder sympathisch noch unsympathisch, höchstens schwer mit sich selbst beschäftigt. Dass hier 70 Stunden pro Woche gearbeitet wird, ist keine Enthüllung, das weiß man längst. Ebenso, wie dass in dieser Szene gern in krudem Denglisch gesprochen wird – hier sagt man „nice“ und „thumbs up“.

Ohnehin geht es in „Jacob träumt nicht mehr“ nicht um die anderen, sondern um den Ich-Erzähler. Der bricht nach einem Pitch zusammen und landet im Krankenhaus. Dass er ein Burn-out hatte, gesteht er sich nicht ein. Auch später nicht, als er wieder zurück in der Agentur ist, lustlos und müde. Schließlich kündigt er.

Dieser Schritt ist ein Befreiungsschlag, aber Euphorie stellt sich nicht ein. Jacob zweifelt an der Entscheidung, ist unsicher – und will doch mehr vom Leben als Geld und Status. Er will seinem Leben Sinn geben, sucht diesen in der Natur. Erst erscheint sie ihm in Halluzinationen von Moos und Baumkronen. Diese ungewöhnlichen Stellen sind die schwächeren des stillen Romans, auch bei den Dialogen hapert es zeitweise. In einem realen Waldstück bleibt Jacob schließlich stecken und erkennt, dass er weiterleben will. Ein auf eine unaufgeregte Art schönes Buch.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.02.2021)

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