Früher sprach Präsident Recep Tayyip Erdoğan von einem „Völkermord“ an den Uiguren. Heute baut er auf Geld aus China. Die Exil-Uiguren der Türkei fürchten, bald ebenso in chinesischen Lagern zu landen wie ihre Verwandten.
Himmelblaue Fahnen mit Halbmond und Stern wehen im Frühlingswind. Hunderte Männer, Frauen und Kinder haben sich an der Uferpromenade des Istanbuler Vorortes Tarabya am Bosporus versammelt. Gegenüber liegt die Zufahrt zum chinesischen Konsulat, die von der Polizei abgeriegelt wird. Die Demonstranten halten Fahnen und Schilder mit Fotos ihrer vermissten Verwandten.
Sie sind Uiguren und gehören einer muslimischen Minderheit im Westen Chinas an, die von der Regierung in Peking unterdrückt wird. Rund 50.000 von ihnen leben in der Türkei. Damit bilden sie die größte uigurische Diaspora der Welt. Früher konnten sie noch auf die Unterstützung des türkischen Präsidenten, Recep Tayyip Erdoğan, zählen. Doch der will das chinesische Regime nicht mehr verärgern. Einige Uiguren befürchten inzwischen sogar ihre Abschiebung.