Insolvenz

Nun auch britische Greensill Capital pleite

Bei der deutschen Greensill Bank wurde in der Vorwoche die Reißleine gezogen, nun erwischte es die britische Greensill-Tochter. Grant Thornton wurde zum Insolvenzverwalter bestellt. Gespräche mit einem potenziellen Kaufinteressenten werden weitergeführt.

Die ins Straucheln geratene britische Greensill Capital flüchtet sich in ein Insolvenzverfahren. Insolvenzverwalter der Gesellschaft, deren Bremer Tochter Greensill Bank vergangene Woche von der BaFin geschlossen wurde, wurde Grant Thornton, teilte die Unternehmensberatungsfirma mit. Es gebe weiterhin Gespräche mit einem Unternehmen zur Übernahme von Teilen von Greensill Capital. Insidern zufolge verhandelt Greensill Capital mit dem US-Finanzinvestor Apollo.

Greensill Capital Pty Ltd wurde 2011 von dem australischen Banker Lex Greensill gegründet. Die Holding hat ihren Sitz in Australien, das operative Geschäft ist in der britischen Tochter Greensill Capital gebündelt. 2014 übernahm sie in Bremen die Nordfinanz Bank und firmierte sie in Greensill Bank um. Über die Bank sammelte die Gesellschaft Milliardengelder bei deutschen Privatanlegern und institutionellen Investoren ein, mit denen sie ihre Geschäfte absicherte und refinanzierte. Das Wachstum in den vergangenen Jahren war enorm: Laut BaFin belief sich die Bilanzsumme Ende 2020 auf 4,5 Milliarden Euro.

500 Millionen Euro offen

Die Aufsichtsbehörde zog vergangene Woche die Reißleine und schloss die Bank wegen drohender Überschuldung. Außerdem erklärte sie, das Institut sei nicht in der Lage, einen Nachweis über die Existenz von bilanzierten Forderungen zu erbringen, die sie von der GFG Alliance Group angekauft hat. GFG steht für Gupta Family Group und gehört dem indisch-britischen Stahlmagnaten Sanjeev Gupta. Dessen Firma Liberty Steel ist vor kurzem mit der Übernahme der Stahl­sparte von Thyssenkrupp gescheitert.

Betroffen von der Bankschließung sind zahlreiche deutsche Kommunen und städtische Einrichtungen, sie erhalten im Gegensatz zu den privaten Anlegern kein Geld von der Einlagensicherung zurück. Insgesamt sind Insidern zufolge rund 500 Millionen Euro nicht über die private und gesetzliche Einlagensicherung abgesichert. Über das Engagement deutscher Banken bei Greensill seien die Aufsichtsbehörden nicht sonderlich besorgt, sagten mehrere Insider zu Reuters. Die Deutsche Bank sagte, sie habe kein Exposure bei Greensill Capital. Dies sei auch bei der Commerzbank der Fall, hieß es in Finanzkreisen.

Greensill ist spezialisiert auf Lieferketten-Finanzierung. Die Gesellschaft übernimmt Forderungen eines Lieferanten und zahlt sie an die Gegenpartei aus mit einem kleinen Abschlag. Die Forderungen werden dann zu Anleihen gebündelt und an Investoren verkauft. Auf diese Art und Weise hat Greensill Capital nach eigenen Angaben 2019 Forderungen von zehn Millionen Kunden im Volumen von 143 Milliarden Dollar (120 Mrd. Euro) gebündelt und weitergeleitet. Die Banktochter sicherte solche Forderungen zum Teil ab.

Der Ball geriet ins Rollen, als mehrere Partnerunternehmen das Vertrauen in Greensill verloren und Geschäftsbeziehungen gekappt hatten. Die Schweizer Großbank Credit Suisse und das Fondshaus GAM lösten Lieferketten-Finanzierungs-Fonds auf, die sie gemeinsam mit Greensill betrieben hatten. Zudem zogen sich Versicherungsunternehmen zurück, die die Geschäfte von Greensill abgesichert hatten.

(APA/Reuters)

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