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„Kein Ablaufdatum“ für BMW-Motorenwerk in Steyr

Das BMW-Motorenwerk in Steyr
Das BMW-Motorenwerk in Steyr
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Das BMW-Motorenwerk in Steyr bemüht sich um neue Aufträge aus der Konzerngruppe.

Salzburg/Wien. Für die 4400 Mitarbeiter des BMW-Motorenwerks im oberösterreichischen Steyr ist die Diskussion zweifellos nicht sehr unterhaltsam: Viele Experten reden das Ende des Verbrennungsmotors herbei, etliche Hersteller haben bereits einen konkreten Zeitpunkt für den völligen Umstieg auf Elektroautos angekündigt (u. a. Jaguar, Audi, General Motors), und mehrere Staaten, darunter Österreich, fordern, dass sich die EU auf ein Jahr festlegt, ab dem keine Neuwagen mit Verbrennungsmotor mehr zugelassen werden.

Ob all das bedeutet, dass das Motorenwerk in Steyr – das weltweit größte der BMW-Gruppe – ein Ablaufdatum hat? „Der Trend (gegen den Verbrennungsmotor, Anm.) ist uns bewusst“, meinte Alexander Susanek, Geschäftsführer des Werks in Steyr, am Donnerstag bei einer Videokonferenz mit Journalisten. „Aber wir arbeiten hart daran, dass das Werk kein Ablaufdatum hat.“

Man habe im vergangenen Jahr 350 Millionen Euro investiert und dabei schon eine Entwicklung berücksichtigt, nämlich das sinkende Interesse am Dieselmotor. Dominierte der Selbstzünder einst die Montagebänder in Steyr, stellte er im vergangenen Jahr nur noch 39,5 Prozent der gefertigten Motoren. 60,5 Prozent waren Benzinmotoren.

Man bemühe sich um Aufträge im Bereich der Elektromobilität, erklärte Susanek. BMW baut derzeit sein Stammwerk in Deutschland für E-Autos um, nach entsprechenden Investitionen könnte man auch in Steyr elektrische Antriebssysteme fertigen.

Das Werk kam mit einem blauen Auge durch die Coronakrise im vergangenen Jahr. Zu Beginn des Pandemie-Ausbruchs im Frühjahr wurde die Produktion für fünf Wochen heruntergefahren, bis Juni gab es Kurzarbeit, ab August lief die Produktion wieder normal. Gefertigt wurden 996.636 Motoren, um 18,8 Prozent weniger als noch 2019. Der Umsatz lag bei knapp drei Milliarden Euro.

Bei Marktanteilen zugelegt

„Weiterhin besitzen rund die Hälfte aller weltweit neu verkauften BMW- und Mini-Fahrzeuge mit einem Diesel- oder Benzinmotor ein Herz aus Österreich“, betonte Susanek.

Beim Pkw-Absatz konnte BMW seinen Marktanteil in Österreich bei sinkenden Verkäufen steigern, wie Christian Morawa, Chef von BMW Austria, berichtete. Die Zahl der Neuzulassungen sank zwar um 18 Prozent auf 18.381 Stück, man erreichte damit aber Platz vier in der Statistik mit einem Marktanteil von 7,4 Prozent. Insgesamt lag der Umsatz der BMW-Group in Österreich im vergangenen Krisenjahr bei 5,8 Milliarden Euro, ein Minus von 16 Prozent im Vergleich zum Jahr 2019.

Gewinn von BMW sinkt

Im Gesamtkonzern endete das Jahr 2020 mit einem weltweiten Umsatz von knapp 99 Milliarden Euro, ein Minus von fünf Prozent, wie der Autobauer am Donnerstag in München mitteilte. Am Ende blieb ein Überschuss von 3,86 Milliarden Euro, fast ein Viertel weniger als 2019.

Mit 2,7 Prozent lag die Gewinnmarge unter dem Niveau des Vorjahres und weit vom langfristigen Ziel bei acht bis zehn Prozent entfernt. Der Vorsteuergewinn brach um mehr als ein Viertel auf 5,2 Mrd. Euro ein. Die Dividende für die im DAX notierte Stammaktie soll 1,90 Euro betragen, nach 2,50 Euro 2019.

Im zweiten Halbjahr haben die Verkäufe in China den Absturz gebremst. Ab Juli fuhr der Autokonzern einen Vorsteuergewinn von gut 4,7 Milliarden Euro ein, das sind fast zehn Prozent mehr als vor Jahresfrist. Auch die Auslieferungen legten in dem Zeitraum deutlich zu.

(rie)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.03.2021)

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