Bericht

Rekord an gemeldeten Fällen von Rassismus

Die „Black Lives Matter“-Bewegung sorgte für ein stärkeres Bewusstsein für Rassismus.
Die „Black Lives Matter“-Bewegung sorgte für ein stärkeres Bewusstsein für Rassismus.APA/AFP/JOE KLAMAR
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3039 Menschen haben sich 2020 an die Anti-Rassismus-Initiative Zara gewendet. Die Meldungen zu Online-Rassismus haben sich verdoppelt. Muslime waren nach dem Wiener Terroranschlag im November besonders betroffen.

Wien. Es ist ein Rekord, den die Anti-Rassismus-Initiative Zara für 2020 verzeichnet – 3039 Mal meldeten Menschen rassistische Vorfälle – 86 Prozent der Meldungen kamen von Zeugen, 14 Prozent von direkt Betroffenen. Gegenüber 2019 ist das ein Zuwachs um rund 55 Prozent. 24 Prozent der Meldungen betrafen Rassismus aufgrund der Hautfarbe. Einen besonders starken Anteil (2148) hatten Meldungen von Online-Rassismus – die haben sich gegenüber 2019 sogar mehr als verdoppelt.

Für Zara-Geschäftsführerin Caroline Kerschbaumer belegen die Zahlen nicht unbedingt einen Anstieg an Rassismus: „Wir würden sagen, dass das Bewusstsein gestiegen ist“, sagte sie bei der Präsentation des Zara-Rassismus-Reports 2020. Als mögliche Gründe dafür nannte Zara die Corona-pandemie, die „Black Lives Matter“-Bewegung sowie den Terroranschlag in Wien im November.

Dass die Meldungen von Online-Rassismus so stark nach oben gegangen sind, vermutet Kerschbaumer, habe auch mit der Pandemie zu tun – das Leben habe sich noch stärker ins Internet verlagert. Auch könnten derartige Vorfälle vergleichsweise leicht gemeldet werden. Und das Thema „Hass im Netz“ sei 2020 in den klassischen und in den sozialen Medien auch sehr präsent gewesen, was Bewusstsein schaffe.

Bei einem Viertel der Meldungen handelte es sich um Rassismus, der sich wegen der Hautfarbe explizit gegen schwarze Menschen bzw. People of Colour richtete, sagte Dilber Dikme, Leiterin der Zara-Beratungsstellen. Besonders stark vertreten war diese Form von Rassismus in der Arbeitswelt.

Rassismus-Report 2020
Rassismus-Report 2020APA

Antimuslimischer Rassismus machte ein Viertel aller eingegangenen Meldungen aus, dies entspricht einer Verdoppelung gegenüber 2019, sagte Co-Geschäftsführerin Barbara Liegl. Einen Anstieg habe man vor allem nach dem Wiener Terroranschlag verzeichnet. Oft seien Frauen betroffen gewesen, die aufgrund ihrer Erscheinung (etwa durch das Tragen eines Kopftuchs) als muslimisch wahrgenommen wurden. Viele hätten sich zwar zum ersten Mal an Zara gewandt, seien aber schon davor mehrmals von rassistischen Vorfällen betroffen gewesen.

Forderung an die Politik

Seitens der Politik erwartet sich die Initiative nun rasche Schritte. Es sei die Zeit „mehr als reif“ für die Umsetzung eines Nationalen Aktionsplan gegen Rassismus, der im Regierungsprogramm ja angekündigt worden ist, sagte Liegl. Dieser müsse das Ziel haben, alle Formen von Rassismus gleichermaßen zu bekämpfen.

(APA)

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