Resilienz

Stabil und flexibel wie Bambus

Auch in widrigen Situationen gelassen und entscheidungsfähig zu bleiben oder schnell wieder zu werden, ist nicht nur im Management eine gefragte Fähigkeit.
Auch in widrigen Situationen gelassen und entscheidungsfähig zu bleiben oder schnell wieder zu werden, ist nicht nur im Management eine gefragte Fähigkeit.Getty Images
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Im Zuge der Pandemie ist Widerstandskraft zu einem Schlüsselbegriff geworden. Auch Führungskräften wird sie in hohem Maße abverlangt. Wo und wie man sie trainieren kann.

Ob es Managern pandemiegebeutelter Unternehmen in den letzten zwölf Monaten wirklich möglich war, Probleme an sich „abprallen“ zu lassen, wie es der wörtlichen Übersetzung des Begriffs „Resilienz“ entspricht (lateinisch: resilire“ – zurückspringen, zurückprallen), sei dahingestellt. Unbestritten zählt sie in der allgemeinen Bedeutung psychischer Widerstandskraft jedoch zur unternehmerischen Grundausstattung – auch vor und nach Wirtschaftskrisen.

„Eine resiliente Führungskraft vereint vorausschauendes Denken und Agieren mit Kenntnissen sowohl zu harten Faktoren der Unternehmenssanierung und Digitalisierung als auch weichen Faktoren der Unternehmensführung wie Empathie, Authentizität und Kommunikationsfähigkeit“, sagt Christof Stögerer, Teamleiter für „Continuing Education“ an der WU Executive Academy. Die Business School der Wirtschaftsuniversität Wien hat neue interaktive Online-Workshops für „Strategic Business Resilience“ entwickelt, die erstmals im Mai dieses Jahres jeweils an zwei Halbtagen stattfinden werden. Stögerer arbeitet dabei mit dem strategischen Berater und Manager von Wachstumsunternehmen, Vladimir Preveden, zusammen. „Disruptionen als auch Krisen jeglicher Art sind mittlerweile reguläre Faktoren im Marktumfeld geworden“, so Preveden.

Belastungen abfedern

Wo konkret im Unternehmer-Alltag Resilienz gefragt ist, beschreibt der Kommunikationstrainer und Managementberater Ronny Hollenstein. „Die Veränderungen, denen wir ausgesetzt sind, fordern, dass wir ständig Neues lernen, Unnützes verlernen und Dinge anders machen müssen. Auch der Umgang mit Unplanbarkeiten und Unklarheiten erfordern von Führungskräften viel Resilienz; ganz zu schweigen von der Arbeitsbelastung, die dann oft ins Privatleben einwirkt, wo wir eigentlich auch Kraft tanken sollten.“ Hollenstein leitet das Online-Seminar „Resilienz für Führungskräfte – an Herausforderungen wachsen“ des Wifi Management Forums. Dort soll es darum gehen, wie das Verhalten von Führungskräften zustande kommt und was sie tun können, um mit ihren Problemen umzugehen.

Ein eintägiges virtuelles Programm zum Thema bietet Anfang April auch die ARS - Akademie unter dem Titel „Resilienz – Die Fähigkeit, elastisch mit Stress umzugehen“ an. Elastizität ist für die Leadership-Mentorin Pia Kasa das Hauptcharakteristikum resilienter Manager, die deshalb die Eigenschaften des Bambus als Metapher verwendet und ihren Kurs als „Resilienz Zirkel Training nach dem Bambus Prinzip“ bezeichnet. „Wenn Menschen in Krisen oder Stress geraten, reagieren sie meist resistent wie ein Fels in der Brandung“, sagt Kasa. Sie seien innerlich sehr angespannt, hart, und die kreative Lösungsfindung stocke. „Resilienz hingegen steht für die Fähigkeit des Menschen, über Beweglichkeit, Flexibilität, Elastizität und innere Spannkraft Belastungen im wahrsten Sinne des Wortes abzufedern.“ Ein „resilientes Mindset“ zeichnet sich für die Referentin „zu 80 Prozent durch den Fokus auf Wachstums- und Entwicklungs-Chancen aus, die sich durch Krisen und Stress-Situationen ergeben, zusätzlich durch den Mut, sich auf neues Terrain einzulassen“.

Im Mittelpunkt des ARS-Kurses stehen zum Beispiel die Fragen „Wie werden Systeme flexibel, beweglich und reaktionsschnell, ohne dabei in Hektik zu geraten?“ oder „Wie können sich Systeme selbst wieder aufrichten, nachdem sich der Sturm gelegt hat?“.

In Hollensteins Seminar geht es methodisch einerseits darum, bereits im Selbstmanagement erzielte individuelle Erfolge der Teilnehmenden zu analysieren, andererseits aber auch Trigger, die sie zu unerwünschten Handlungen treiben. „Zusätzlich machen wir eine kurze Persönlichkeitsanalyse, die den Teilnehmenden hilft, ihre Verhaltensmuster zu erkennen“, sagt der Kommunikationstrainer. Seine Haupt-Ratschläge an Führungskräfte zur Steigerung der Resilienz seien, zum einen die Opferrolle zu verlassen und zum anderen im Kontrollbereich zu handeln. „Führungskräfte müssen es schaffen, den Fokus ihres Teams auf die Bereiche zu lenken, wo Handlungen möglich sind, und ihre Mitarbeitenden dabei zu unterstützen, unveränderbare Realitäten – Budgets, Ziele, Gesetze, Kunden – akzeptieren lernen. Ohne diese Akzeptanz ärgern wir uns ständig sinnlos und der Ärger verbindet uns weiter mit dem Problem.“

Harte und weiche Faktoren

Im Workshop der WU werden sich die Teilnehmenden mit den harten und weichen Faktoren der „Strategic Business Resilience“ auseinandersetzen. „Zu den harten Faktoren gehören etwa die strukturelle Senkung der Fixkosten und der Außenstände, systematischer Einsatz der Digitalisierung entlang der gesamten Wertschöpfungskette, Dezentralisierung der Wertschöpfungskette und Aufbau zentraler Serviceplattformen“, sagt Vladimir Preveden. „Zu den weichen Faktoren gehört die Etablierung eines tatsächlich auch gelebten Unternehmenszweckes, klare Kommunikation nach außen und innen und die Agilisierung der Organisation. Beide Faktoren in einer Führungskraft zu vereinen, schafft nicht jeder – das ist der Knackpunkt.“

www.executiveacademy.at, www.wifiwien.at, www.ars.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.03.2021)

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