Gewalt gegen Frauen

Zwangsehe: „Du kannst dich nicht verstecken“

Marie-Luise Krobath-Fuchs, Projektkoordinatorin der Beratungsstelle Divan, unterstützt betroffene Mädchen und Frauen.
Marie-Luise Krobath-Fuchs, Projektkoordinatorin der Beratungsstelle Divan, unterstützt betroffene Mädchen und Frauen.GERY WOLF
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Auch in Österreich sind Minderjährige wie Amira von Zwangsheirat bedroht. Und die Zahlen steigen laut Hilfseinrichtungen seit Jahren weiter, während Corona die Hilfe für betroffene Mädchen teilweise massiv erschwert.

Wien/Graz. Nennen wir sie Amira. Die Eltern sind streng konservativ und stammen aus einer patriarchal geprägten Familie. Aber Amira ist anders. Aufgewachsen in Graz, ist sie ein aufgewecktes Mädchen, das wie Tausende andere ihre Freiheiten in Österreich genießen will.

Amiras Leben änderte sich schlagartig, als die Eltern entdeckten, dass sie einen Freund hat. „Die ethnische Herkunft war den Eltern nicht passend“, erzählt Genna. Sie ist Amiras Beraterin bei der Beratungsstelle Divan der Caritas der Diözese Graz-Seckau, die Mädchen und Frauen im Fall einer Zwangsheirat und Gewalt im Namen der Ehre betreut. „Sie haben Amira aufgefordert, sich sofort von ihrem Freund zu trennen“, erzählt Genna.

Der Flug war schon gebucht

Parallel dazu wurden umgehend Verwandte im Heimatland der Eltern kontaktiert. Einige Telefonate später war ein Bräutigam für Amira, die sich nach Kräften wehrte, gefunden. Die Planungen für die Hochzeit begannen. Der Flug in das Heimatland der Eltern war bereits gebucht, als sich das Mädchen weinend ihrer Deutschlehrerin im Integrationskurs anvertraute. „Wir haben sie dann sofort aus der Familie herausgeholt“, erzählt Genna, deren Schutzeinrichtung gleich verständigt worden war: „In dem Moment, in dem Eltern erfahren, dass ihre Tochter mit dem Thema nach außen gegangen ist, entsteht eine sehr gefährliche Situation. Hier sind Leib und Leben in Gefahr.“

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