Geschichte

Der geistreichste Kopf Neu-Österreichs

23. August 1848: Die Wiener Stadtgarde eröffnet gegen eine Arbeiterdemonstration das Feuer.
23. August 1848: Die Wiener Stadtgarde eröffnet gegen eine Arbeiterdemonstration das Feuer.(c) Wien Museum/Eduard Weixlgärtner
  • Drucken

Er war einer der schärfsten Journalisten der Wiener Revolution 1848. Die deutschen Revolutionäre achteten ihn, hierzulande ist er nahezu unbekannt: Andreas Freiherr von Stifft d. J. – er proklamierte die „demokratische Monarchie“.

Im Wien der Ringstraßenzeit sah man häufig einen alten Mann aus bekannter guter Familie, mit Bücherpaketen unter dem Arm, mit sich selbst sprechend durch die Stadt schlurfen. „Sommer und Winter im gleichen abgetragenen Rocke, mit schäbigem Hute und stets mit rotem Regenschirm bewaffnet“ – so der Nachruf auf Andreas von Stifft in der „Presse“ (14. Dezember 1877).

In der Revolution von 1848 war Stifft als einer der radikalsten Publizisten und Redner hervorgetreten, im Oktoberkampf war er Präsident des Wiener Gemeinderats. Obwohl viele seiner Mitstreiter zum Tode verurteilt oder ins Exil getrieben wurden, konnte er in der Stadt, in der das konterrevolutionäre Kriegsrecht herrschte, bleiben. Er war weiterhin literarisch tätig, mit Reiseberichten, Feuilletons und Romanen, in denen er sich zu den Prinzipien der Revolution bekannte – doch Leser fand er nicht.

Von Jus zur Journalistik

Stifft gehört zu den vielen vergessenen Vorkämpfern der Demokratie der unterdrückten Revolution. Dass ihm politische Verfolgung erspart blieb, führt der Historiker Wolfgang Häusler, emeritierter Ordinarius an der Universität Wien, auf die Familienherkunft zurück: Der Vater (1787–1861) war Schlossbesitzer (Rosenau im Waldviertel) und liberaler Wortführer in der Versammlung der Niederösterreichischen Landstände, der Großvater (1760–1836) Leibarzt des Habsburgerkaisers Franz und als Reaktionär gefürchteter Staatsrat.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.