Stefan Haberl und seine Frau Christa unterbrechen ihren Alltag immer wieder - und gönnen sich ein Jahr reisen rund um die Welt.
Stefan Haberl kann sozusagen nichts dafür. Seine Familie – und vor allem auch die seiner Frau Christa – hat einen ausgeprägten Hang zu langen, zu sehr langen Reisen. Irgendwann schlug daher auch ihm die Stunde – und die beiden reisten ein Jahr lang um die Welt. „Schon nach dem ersten Mal war uns klar, das wollen wir unbedingt wieder machen“, erinnert sich Haberl. Also kehrten der Softwareentwickler und die Lehrerin nach Wien zurück und arbeiteten einige Jahre lang. Bis es wieder so weit war.
Stefan Haberl ist keiner, der sich selbst sucht. Ihn treibt etwas anderes: Zum einen handelt er aus Fernweh. Zum anderen hilft es ihm und seiner Frau, „aus dem Trott auszusteigen und die Routine zu unterbrechen“. Eine Art Frischzellenkur für den Alltag. „Ich arbeite wirklich gern“, meint Haberl. „Und wir leben seit 16Jahren begeistert in Wien. Aber mit so einem Projekt vor Augen tankt man schon bei der Vorbereitung ganz viel Vorfreude und zehrt auch nach der Rückkehr noch lange von dem Erlebten. Außerdem kann man sich dann wirklich wieder voller Energie in die Arbeit stürzen.“
Allerdings müsse man so etwas wirklich wollen, warnt Haberl. Das tägliche Leben muss so organisiert werden, dass man sich eine derartige Auszeit auch leisten kann. Dafür aber warte dann der emotionale Jackpot: „Es gibt nichts Schöneres als den ersten Tag, das Gefühl beim Aufbruch, wenn man weiß, dass man ein Jahr lang keine Termine oder Verpflichtungen hat.“
Oder höchstens ganz andere. Denn im Lauf von zwölf Monaten wird selbst das Reisen zur Routine, wenn auch mit anderen Vorzeichen. „Man sieht die Dinge aus einem ganz neuen Blickwinkel, man gewinnt Abstand, die Zeit bekommt eine andere Qualität. Und man setzt sich Ziele, nicht nur räumliche, die man bei kürzeren Reisen gar nicht in Betracht ziehen würde.“ do
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.09.2010)