Initiative

"Mangel an zeitgemäßen Konzepten": Ex-Bildungsvolksbegehrer erneuern ihre Forderungen

Die Presse
  • Drucken

Zehn Jahre nach ihrer Initiative seien die damals eingebrachten Anregungen immer noch nicht erfüllt, beklagen ehemalige Proponenten des Bildungsvolksbegehrens. In einigen Bereichen sprechen sie gar von „Rückschritten“.

Die ehemaligen Proponenten des Bildungsvolksbegehrens um den Industriellen Hannes Androsch beharren zehn Jahre nach ihrer Initiative weiter auf ihren Forderungen. Die von 384.000 Unterzeichnern unterstützten Anregungen seien bis heute nicht erfüllt, monierte Androsch am Montag. Dazu gehören etwa die verschränkte Ganztagsschule als Regelschule oder ein Aus für das Sitzenbleiben. Außerdem wollen sie wöchentlich zwei Zusatzstunden für digitales Lernen.

Das Volksbegehren sei damals unter dem Motto "Österreich darf nicht sitzenbleiben" gestanden. Aufgrund der Untätigkeit der Regierungen seither müsse man heute sagen: "Österreich ist sitzengeblieben", so Androsch. In den letzten drei Jahren habe es etwa mit der Wiedereinführung der verpflichtenden Ziffernnoten am Anfang der Volksschule oder der Vorverlegung der Kompetenzmessungen in die dritte Schulstufe sogar Rückschritte gegeben.

Mehr digitales Lernen, weniger Sitzenbleiben

Der Pädagoge und Kolumnist Nikolaus Glattauer plädierte für eine Rücknahme der unter Ex-Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) angeordneten Streichung von Schulstunden. Die damals weggekürzten zwei Wochenstunden sollten ab kommendem Jahr für digitales Lernen eingesetzt werden. Jede Schule müsse selbst entscheiden können, wofür sie diese verwende - etwa für Fernunterricht oder verstärkten Informatikunterricht. Zusätzlich sollten die Schulen Unterstützung von mobilen Teams zur digitalen Betreuung vor Ort bekommen - Kurse an Pädagogischen Hochschulen seien zu wenig.

Heuer sollten außerdem Schüler nur dann durchfallen können, wenn sie gemeinsam mit Lehrern und Eltern zu dieser Entscheidung kommen. "Kein Kind soll heuer gegen seinen Willen sitzenbleiben", so die Unternehmensberaterin Gundi Wentner. Dies würde viel Druck von den Schulpartnern nehmen: Im heurigen Pandemiejahr könnten Noten ohnehin nicht objektiv sein. Darüber hinaus brauche es starke Individualisierungsangebote. Früher hätten Kinder reicher Eltern Hauslehrer gehabt, heute müsste es solche etwa für unerreichbare Kinder geben. Zum Aufholen von Rückständen sollten Lehrer etwa am Nachmittag aus dem Klassenzimmer digital unterrichten oder die Kinder auch schon einmal daheim aufsuchen.

Weitere Forderungen: Eine Öffnung der Schulen in den Sommerferien, die sofortige Aussetzung der MIKA-D-Tests, die über die Zuweisung in Deutschförderklasse oder Regelklasse entscheiden, samt Neuaufstellung der Deutschförderung sowie eine Verkleinerung der Gruppen im Kindergarten bzw. eine dienstrechtliche Gleichstellung von Kindergarten- und Lehrpersonal an Schulen. Außerdem soll die Sonderschule als solche aufhören zu existieren und in ein inklusives Schulsystem übergeführt werden.

Gegen Verlängerung der Osterferien

Auch angesichts steigender Infektionszahlen an den Schulen sprechen sich die Volksbegehrens-Proponenten gegen eine Verlängerung der Osterferien aus. Die Schule solle nach Ostern zumindest so weitergehen, wie sie davor aufgehört habe, so Glattauer. "Natürlich ist die Schule auch ein Ort der Ansteckung." Aber: "Das ganze Land ist ein Ort der Ansteckung."

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.