#RippedJeans

Indien: Mit zerschlissenen Jeans gegen das Patriarchat

Zerrissene Jeans waren schon einmal ein Zeichen von Rebellion.
Zerrissene Jeans waren schon einmal ein Zeichen von Rebellion.(c) imago images/Hindustan Times (Hindustan Times via www.imago-im)
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Zerrissene Jeans sind in Indien zum Symbol für Frauenrechte geworden.

Ein wirkliches Statement kann man bei uns mit zerrissenen Jeans längst nicht mehr setzen. Waren sie in den 70er-Jahren mit Punkbands wie den Sex Pistols und The Ramones noch ein Zeichen von Rebellion und Anarchie, sind löchrige Jeans mittlerweile bar jeder Provokation.

Nicht so in Indien. Dort erzürnt gerade eine Debatte um ebenjenes Kleidungsstück die Gemüter. Auslöser war laut "BBC" eine Aussage von Tirath Singh Rawat, dem Regierungschef des indischen Bundesstaats Uttarakhand. Im Rahmen einer Tagung zum Thema Kinderrechte lernte er eine NGO-Chefin kennen, deren Kleidungsstil ihn offenbar sehr beschäftigte. „Sie leiten eine NGO, tragen an den Knien zerrissene Jeans in der Öffentlichkeit und reisen mit Kindern – welche Werte werden sie so vermitteln?“, kritisierte er. Frauen, die zerrissene Jeans tragen, würden kein gutes Umfeld für Kinder sein, der westliche Trend würde zu gesellschaftlichem Verfall und Drogenkonsum führen, meinte er weiter.

Auf Social Media posteten darauf tausende Inderinnen
Fotos von sich mit den besagten Jeans und dem Hashtag #rippedjeans. Besser eine "zerschlissene Hose als ein zerschlissenes Hirn" heißt es dabei etwa.

Angeklagt wird die Haltung des erzkonservativen Patriarchats, das vorschreiben will, was Frauen zu tragen haben und westliche Kleidung mit dem Verfall von Sitten und Moral gleichsetzen. Immer wieder wird dabei auch versucht, Frauen durch ihren Kleidungsstil die Schuld an Gewalttaten zu geben. Frauen und Mädchen sind in Indien besonders oft Übergriffen ausgesetzt.

Frauenrechtlerin Swati Maliwal von der Dehli-Frauenkommission meldete sich auf Twitter zu Wort: „Vergewaltigungen passieren nicht, weil Frauen kurze Kleidung tragen, sondern weil Männer wie Rawat Misogynie propagieren und in ihrem Job versagen.“

Oppositionspolitikerin Priyanka Gandhi Vadra postete Fotos von Premier Modi und seinen Parteikollegen in kurzen Hosen: „Oh mein Gott, ihre Knie sind zu sehen“, schrieb sie dazu zu dieser Doppelmoral.

Rawat entschuldigte sich zwar mittlerweile,  blieb aber bei seiner Linie: Zerschlissene Jeans seien "falsch". Den Siegeszug der Jeans in Indien dürfte das trotzdem nicht aufhalten. Der Jeansmarkt in Indien ist vier Milliarden Dollar schwer, bis 2018 soll sich dieser Wert laut Analysten verdreifachen.

>>> „BBC"

(chrile )

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