Zoologie

Auch Tintenfische träumen unruhig

Man sieht seine Hirnaktivität an den Farben der Haut: schlafender Octopus insularis.
Man sieht seine Hirnaktivität an den Farben der Haut: schlafender Octopus insularis.Sylvia Madeiros
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Tintenfische sind Weichtiere, evolutionär ganz weit entfernt von uns Wirbeltieren Doch sie haben wie wir zwei unterschiedliche Schlafphasen: eine aktive und eine ruhige.

Näher werden wir einem intelligenten Alien vermutlich nie kommen“, schrieb Godfrey-Smith, Philosoph in Harvard, in seinem Buch „Other Minds“. Er meinte die Tintenfische. Sie sind evolutionär denkbar weit von uns entfernt, sie gehören zur ganz anderen Fraktion höherer Tiere, zu den Urmündern, wie die Krebse und Insekten. Wir Menschen gehören wie alle Wirbeltiere zu den Neumündern. Der letzte gemeinsame Vorfahre von Tintenfischen und Menschen lebte vor mindestens 500 Millionen Jahren. Zum Vergleich: Bis zum letzten gemeinsamen, wohl reptilartigen Vorfahren mit den – auch nicht unintelligenten – Raben sind es nur 300 Millionen Jahre.

Das heißt, dass sich unsere Intelligenz und jene der Tintenfische völlig unabhängig voneinander entwickelt haben: Unsere gemeinsamen Ahnen hatten noch nicht einmal annähernd so etwas wie ein Hirn. Und doch gibt es verblüffende Ähnlichkeiten. Dass Tintenfische schlafen, weiß man schon länger, von Beobachtungen am Gewöhnlichen Tintenfisch, Sepia officinalis. (Die Kriterien für Schlaf sind bei einem Weichtier genauso wie bei einem Säugetier: Wenn es schläft, braucht man deutlich stärkere taktile oder visuelle Reize, um ihm eine Reaktion zu entlocken.) Doch nun berichten Forscher um Sylvia Medeiros (Universität von Rio Grande do Norte, Brasilien) in „iScience“ (25. 3.) über videounterstützte Beobachtungen an vier erwachsenen Individuen der Art Octopus insularis, die zeigen: Tintenfische haben wie wir zwei alternierende Schlafphasen – eine aktive, vergleichbar mit dem REM-Schlaf (von „rapid eye movement“) von Säugetieren und Vögeln; und eine ruhige, vergleichbar mit dem Non-REM-Schlaf.

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