Steuern

USA drohen Österreich

Apple und anderen Tech-Riesen setzt die Digitalsteuer in vielen Ländern zu. Die USA drohen mit Strafzöllen – auch Österreich.
Apple und anderen Tech-Riesen setzt die Digitalsteuer in vielen Ländern zu. Die USA drohen mit Strafzöllen – auch Österreich. Imago Images
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Washington droht sechs Staaten mit Strafzöllen wegen ihrer Digitalsteuern. Anlassfall ist die heimische Steuer auf Onlinewerbung.

Washington/Wien. Die US-Regierung droht Österreich und fünf weiteren Staaten mit Strafzöllen wegen ihrer Digitalsteuern, die vor allem US-Konzerne betreffen. Dies geht aus einer Mitteilung der US-Handelsbeauftragten Katherine Tai hervor, die kürzlich publik gemacht wurde. Die Digitalsteuern von Österreich, Indien, Italien, Spanien, der Türkei und dem Vereinigten Königreich würden US-Unternehmen diskriminieren und belasten, heißt es darin. Sie entsprächen zudem nicht internationalen Steuerprinzipien.

Tai betonte, dass sich die USA weiterhin für einen „internationalen Konsens“ über die betreffenden Steuerfragen im Rahmen der OECD engagierten. In der Zwischenzeit würde sich Washington aber seine Optionen offenhalten, „einschließlich der Verhängung von Zöllen“. Gegen Brasilien, Tschechien, die EU und Indonesien würden die US-Untersuchungen eingestellt, da diese keine Digitalsteuern beschlossen hätten, hieß es weiter.

Die Untersuchungen waren im vergangenen Juni, noch unter US-Präsident Donald Trump, eingeleitet worden. Tais Vorgänger Robert Lighthizer ließ wenige Tage vor dem Amtsende Trumps Berichte veröffentlichen, in denen der Daumen über die Steuerpläne Österreichs und der fünf anderen Staaten gesenkt wurde. Auf Basis dieser Berichte droht die Regierung des neuen US-Präsidenten Joe Biden nun konkret mit Strafzöllen.

Google und Apple zahlen mehr

In Österreich wird seit dem Vorjahr eine Steuer auf Onlinewerbeerlöse erhoben, die insbesondere auf US-Internetriesen wie Google, Apple oder Facebook abzielt. Die Bundesregierung macht keinen Hehl daraus, dass sie die US-Konzerne stärker zur Kasse bitten will, was in den USA als Diskriminierung gesehen wird.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) gilt zugleich als großer Bewunderer des Silicon Valley und bemüht sich um ein gutes Verhältnis zu den dortigen Unternehmenskapitänen. So nützt er regelmäßig Gelegenheiten zu Treffen und Gesprächen mit Apple-Chef Tim Cook.

Wenige Stunden vor Bekanntwerden der US-Ankündigung veröffentlichte Kurz ein Foto, das ihn bei einer Videokonferenz mit Cook zeigt. „Danke, Tim Cook, dass Sie sich Zeit genommen haben, um unsere Diskussionen über die Digitalisierung und technologische Trends fortzusetzen“, schrieb der Kanzler. „Bei unserem Plan, besser aus der derzeitigen Covid-19-Krise zurückzukehren, wird eine Stärkung der digitalen Infrastruktur und Fähigkeiten wesentlich für Österreich und die EU sein.“

Die USA haben zuvor bereits Vergeltungsmaßnahmen gegen Frankreich wegen der dortigen nationalen Digitalsteuer eingeführt, sie jedoch zunächst wieder ausgesetzt. Unter dem Dach der Industriestaatenorganisation OECD arbeiten fast 140 Länder gegenwärtig daran, die Steuergesetze an das Digitalzeitalter anzupassen. Denn bei digitalen Leistungen ist unklar, wo sie erbracht werden.

Vorgesehen sind dabei eine globale Mindeststeuer und eine Übereinkunft, welches Land wie stark welche digitalen Dienstleistungen besteuern darf. Wichtige Details sind jedoch noch offen und sollen bis Mitte 2021 geklärt werden. (APA/Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2021)

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