Todesfall

Präsident des Behindertenrats Pichler tödlich verunglückt

PICHLER Herbert
PICHLER HerbertTANZER Richard / WB
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Der 57-Jährige wurde beim Aussteigen aus dem Auto von einem anderen Pkw erfasst. Bundespräsident Van der Bellen, Gesundheitsminister Anschober und ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian sprachen ihre Betroffenheit und Anerkennung aus.

Herbert Pichler, der Präsident des Österreichischen Behindertenrates, ist in der Nacht auf Samstag im 57. Lebensjahr tödlich verunglückt. Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Sozialminister Rudolf Anschober (Grüne) und ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian zeigten sich tief betroffen und würdigten sein Wirken. "Mit dem tragischen Tod von Herbert Pichler verliert Österreich eine der prägendsten Persönlichkeiten der österreichischen Behindertenpolitik", stellte Anschober fest.

"Wir haben auf tragische Weise einen Freund verloren", berichtete der Obmann des Behindertenberatungszentrums BIZEPS, Martin Ladstätter, "geschockt und zutiefst traurig" über den tödlichen Unfall in Wien-Donaustadt: Pichler wurde laut Polizei in den Morgenstunden beim Aussteigen aus seinem Pkw vom Auto eines 33-jährigen Lenkers erfasst und so schwer verletzt, dass er am Unfallort starb. Der 33-Jährige hatte laut ersten Ermittlungen keinen Führerschein und stand unter Drogeneinfluss.

Van der Bellen „tief betroffen"

"Mit Herbert Pichler verliert Österreich einen engagierten Kämpfer für Inklusion, also dafür, dass Menschen mit Behinderung in vollem Umfang, gleichberechtigt und selbstbestimmt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können", zeigte sich Van der Bellen "tief betroffen über den schrecklichen Unfall". Er habe Pichler zumindest jährlich bei der Weihnachtsfeier in der Präsidentschaftskanzlei getroffen und mit ihm die aktuellen Herausforderungen besprochen.

"Heuer wird Herbert Pichler dabei fehlen und eine große Leerstelle hinterlassen - bei der Weihnachtsfeier, aber vor allem beim Engagement für Inklusion in Österreich", äußerte der Bundespräsident sein Mitgefühl für die Angehörigen.

Mit Pichler verliere "die Republik viel zu früh einen herzlichen Menschen, einen leidenschaftlichen Gewerkschafter und einen unermüdlichen Kämpfer für die echte Gleichberechtigung aller Menschen mit Behinderung", erklärte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) im Kurznachrichtendienst Twitter.

„Beeindruckende Persönlichkeit"

"Herbert Pichler war jemand, der sein Leben dem Kampf für die Gleichberechtigung von Menschen mit Behinderungen gewidmet hat und sich mit aller Kraft für ein besseres Leben für Menschen mit Behinderungen eingesetzt hat", sprach Anschober (Grüne) im Namen der Sozialministeriums-Mitarbeiter größten Dank und Anerkennung aus. Arbeitsminister Kocher (ÖVP) und die Arbeitsmarktservice-Vorstände Herbert Buchinger und Johannes Kopf waren ebenfalls tief betroffen. Kocher würdigte Pichler als "beeindruckende Persönlichkeit" und einen Wegbereiter der sozialpartnerschaftlichen Interessensvertretung für Menschen mit Behinderung.

Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) würdigte Pichler als "Wegbereiter- und -begleiter in der Entwicklung der inklusiven Bildung in Österreich - unermüdlich, konsequent und mit großem persönlichen Engagement". Der Verstorbene sei "kein Dogmatiker, sondern eine besondere Persönlichkeit mit Visionen und Weitblick" gewesen, so der Bildungsminister, der versprach, "die inklusive Bildung in Österreich in seinem Sinne vorantreiben und weiterentwickeln" zu wollen.

"Wir verlieren viel zu früh einen Gewerkschafter, der sich mit unermüdlichem Einsatz für Menschen mit Behinderung stark machte", betonte ÖGB-Präsident Katzian: "Sein Engagement und die Freude, die er hatte, wenn er Menschen weiterhelfen konnte, werden wir nicht vergessen." "Wir verlieren einen unermüdlichen Kämpfer für Inklusion und für ein selbstbestimmtes Leben von Menschen mit Behinderung", erklärte SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner auf Twitter. Pichlers Tod hinterlasse "eine Lücke, die nicht gefüllt werden kann", trauerte Wiens Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ) um einen jahrzehntelangen Weggefährten und Freund.

Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl zeigte sich "tief bestürzt über den plötzlichen Tod Herbert Pichlers, einem unermüdlichen Kämpfer für Gleichberechtigung und Inklusion". Pichlers Tod hinterlasse "eine Lücke, die nicht gefüllt werden kann", trauerte Wiens Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ) um einen jahrzehntelangen Weggefährten und Freund.

Die Grünen würdigten Pichler als "starken Kämpfer für die Gleichberechtigung und Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen". Fiona Fiedler von den NEOS strich seine "positive Art" im unermüdlichen Einsatz für die Sache hervor.

„Starke, wichtige Stimme verloren"

Der Bundesverband für Menschen mit Behinderungen/ÖZIV und der Behindertenrat trauerten um ihren Präsidenten. Er habe die einmalige Fähigkeit gehabt, gut vernetzt und in enger Kooperation mit vielen Entscheidungsträgern die wesentlichen Anliegen von Menschen mit Behinderungen voranzutreiben, hieß es in einer ÖZIV-Aussendung. "Die Gemeinschaft der Menschen mit Behinderungen hat ein starke und wichtige Stimme verloren und viele von uns einen Mentor, Mitkämpfer und loyalen Freund", war man im Behindertenrat schockiert.

Der im deutschen Passau geborene Herbert Pichler engagierte sich in Wien zunächst auf Bezirksebene für die Inklusion von Menschen mit Behinderung. Mit unermüdlichem Einsatz und Kompetenz wurde er Präsident des ÖZIV (Bundesverband für Menschen mit Behinderungen) und 2017 auch des Österreichischen Behindertenrates. Im ÖGB baute er das Chancen Nutzen Büro mit auf und engagierte sich als dessen Leiter speziell für die Inklusion am Arbeitsmarkt.

(APA)

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