Analyse

Wo Mao noch immer vom Steinsockel grüßt

Kretschmer
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Chinas industrieller Nordosten wird wirtschaftlich vom Rest des Landes abgehängt. Das einst prosperierende Shenyang bietet einen nostalgischen Blick in die Vergangenheit.

Mit ausgestrecktem Arm und gutmütigem Blick grüßt ein steinerner Mao Zedong vom Zhongshan-Platz in Shenyang. Der Blick des Landesgründers fällt auf japanische Kolonialbauten, kommunistische Architektursünden und einen lärmenden Kreisverkehr. Mit einer Höhe von neun Metern ist die Mao-Statue in Shenyang, dem wirtschaftlichen Zentrum im Nordosten Chinas, eine der größten in der Volksrepublik. Dass sie die ideologischen Umwälzungen der letzten 50 Jahre überlebt hat, ist kein Zufall: Mao bezeichnete den Nordosten einst stolz als „ältesten Sohn“ des Landes, auf dessen Schultern die Zukunft der gesamten Familie ruhe.

Längst jedoch hat sich der älteste Sohn zum schwarzen Schaf entwickelt. „Dongbei“ wird der Nordosten Chinas genannt, er umfasst die Provinzen Liaoning, Jilin und Helongjiang. In den 1930er-Jahren kolonialisierte das japanische Kaiserreich die Region. Für dessen wirtschaftliche Ausbeutung wurden im Gebiet der einstigen Mandschurei Eisenbahnnetze und Industriefabriken errichtet.

Nach Gründung der Volksrepublik konnte die Kommunistische Partei die bestehende Infrastruktur für Schwerindustrie und Kohleabbau nutzen. Bis Ende der Siebzigerjahre galt Dongbei mit seinen unzähligen Staatskombinaten als Modellregion.

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