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Austria erhält keine Bundesliga-Lizenz

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Dem Wiener Traditionsverein wurde die Lizenz für die kommende Saison aufgrund fehlender finanzieller Sicherheiten von der Bundesliga in erster Instanz verwehrt.

Austria kassierte am Dienstag den nächsten Tiefschlag. Drei Tage nach der Rückzugsankündigung von Peter Stöger hat der Senat 5 der Bundesliga dem in Finanzproblemen befindlichen Traditionsklub in erster Instanz erstmals die Lizenz verweigert. Alle anderen elf Oberhausvereine hingegen erhielten die Spielgenehmigung.

Auch wenn die Verweigerung der Lizenz letzten Endes keine Überraschung mehr war, ist es für Austria eine unschöne Premiere. 2019 hatten sich bei den Violetten schon Probleme angekündigt. Damals erhielt der Klub die Lizenz „unter Auflagen“. 2020 waren die Kriterien coronabedingt aufgeweicht und die Anträge aller Klubs positiv beschieden worden.

Wo bleiben die Millionen?

Austria, die in den vergangenen Jahren eine Infrastrukturoffensive durchgeführt hat, hat finanzielle Problemen. Der jüngste Geschäftsbericht wies Verbindlichkeiten von 78 Millionen Euro aus. Alleine in der Saison 2019/20 schrieben die Violetten ein Minus von 18,8 Mio. €. Mit der für Lifestyle-Produkte bekannten und im März als „strategischen Partner“ vorgestellten Insignia-Gruppe peilen die Veilchen eine wirtschaftliche Erholung und, das wurde großspurig bei der Präsentation ungeachtet der Realität hinausposaunt, sogar die Rückkehr in die Champions League an.

Von den versprochenen Millionen ist bislang allerdings nichts zu sehen. Die Ankündigung von Insignia-Vertreter Luka Sur, Austria zu einer europäischen Topmarke zu formen, erscheint spätestens jetzt in einem ganz anderen Licht. Er meldete sich Dienstagabend via Instagram zu Wort: Der Lizenz-Erhalt falle nicht in die Zuständigkeit seines Unternehmens, das „war nie unsere Verpflichtung“. Aber: „Die Insignia-Gruppe bleibt dieser Partnerschaft verpflichtet.“

Schrill wurde das Gesamtbild durch die Aussendung von FAK-Präsident Frank Hensel: „Wir wissen durch den erhaltenen Lizenzentscheid ganz genau, welche Anforderungen an uns gestellt werden und worauf wir uns fokussieren müssen. Wir werden alles unternehmen, um die zusätzlichen Informationen fristgerecht einzubringen.“ Für einen Traditionsverein, seit Jahrzehnten in der Liga, muten solche Worte entlarvend an.

Austria, ein Sanierungsfall?

Austria kann (und wird) innerhalb von acht Tagen Protest beim Protestkomitee einbringen, also bis kommenden Mittwoch. Da besteht die Möglichkeit, neue Nachweise der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit (Bankgarantie) vorzubringen. Die Entscheidung des Protestkomitees fällt bis 27. April. Sollte die Lizenz auch vom Protestkomitee verweigert werden, hat Austria die Möglichkeit, beim Ständigen Neutralen Schiedsgericht zu klagen. Es ist kein Liga-Gremium und entscheidet, endgültig, anstelle eines Gerichts bis 31. Mai.

Und, für den Fall der Fälle, sollte Violett auch dann keine Spielerlaubnis haben? Dann folgt der Absturz in die Regionalliga und stünde man in Favoriten vor einem Scherbenhaufen. Laut Ligavorstand Christian Ebenbauer gibt es sogar ein Worst-Case-Szenario: „Falls ein Klub ein Sanierungsverfahren anstrebt und der Insolvenzverwalter ja sagt, dann kann man die Lizenz erhalten, wenn das Sanierungsverfahren bis 3. März 2022 abgeschlossen ist.“

Austria, ein Sanierungsfall? Der Klub müsste Sanktionen wie einen Sechs-Punkte-Abzug zum Meisterschaftsstart und ein entgeltliches Transferverbot für zwei Saisonen in Kauf nehmen. Dass man nicht im Europacup spielen darf, wäre zu verkraften.

(fin)

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