Presserat rügt "Kronen Zeitung" für sexistischen Artikel

November 8, 2019, Tokyo, Japan: Bernadette Szocs of Romania in action against Mima Ito of Japan duri
November 8, 2019, Tokyo, Japan: Bernadette Szocs of Romania in action against Mima Ito of Japan duri(c) imago images/ZUMA Wire (Rodrigo Reyes Marin via www.imag)
  • Drucken

Die Tischtennisspielerin Bernadette Szocs sei "nur schön" gewesen, schrieb die "Krone" in ihrem Sportteil und resümierte: "Schön sein reicht nicht“.

Der Presserat hat die Oberösterreich-Ausgabe der "KronenZeitung" für einen sexistischen Artikel gerügt. In einem Bericht über das Tischtennis-Champions-League-Finale der Frauen wurde die Linz AG Froschberg-Spielerin Bernadette Szöcs als "nur schön" bezeichnet, während sie sportlich "nix reißen" konnte. Damit verstieß die Zeitung gegen Punkt 5 (Persönlichkeitsschutz) und 7 (Schutz vor Diskriminierung) des Ehrenkodex für die österreichische Presse.

In dem Artikel "Schön sein reicht nicht" vom 10. Dezember des Vorjahres wird die knappe Niederlage des Tischtennisvereins Linz AG Froschberg gegen Berlin Eastside im Champions-League-Finale thematisiert. Dabei missfiel dem Autor die Leistung von Bernadette Szöcs. Sie habe sich öfter mit ihren rot lackierten Fingernägeln die Frisur gerichtet, als dass sie gegen ihre Gegenspielerin gepunktet hätte. Der "Glitzer-Neuzugang" oder auch "Bling-Bling-Neuzugang", wie es im Begleittext eines Fotos heißt, konnte "nix reißen". Gegen Ende des Beitrags steht geschrieben: "Doch in der heißen Phase war die Rumänin nur schön - das allein ist zu wenig!"

Vom Zentrum für Genderkompetenz im Sport gemeldet

Das Österreichische Zentrum für Genderkompetenz im Sport kritisierte den Beitrag als diffamierend und sexistisch. Der Senat 3 des Presserats befasste sich daraufhin mit dem Artikel und kam zu der Ansicht, dass die verwendeten Formulierungen herabwürdigend und deplatziert seien und wohl deshalb gewählt wurden, weil es sich bei Szöcs um eine Frau handelt. Die Betroffene werde auf ihr Äußeres reduziert. Derartige herabwürdigende Charakterisierungen müsste auch Szöcs, die als Spitzensportlerin am öffentlichen Leben teilnimmt, nicht hinnehmen, befand der Presserat. Die Kritik an ihrer sportlichen Leistung beim Champions-League-Finale hätte auch ohne die persönlichkeitsverletzenden Begriffe geäußert werden können.

Das Selbstkontrollorgan fordert die "KronenZeitung" auf, freiwillig über den Ethikverstoß zu berichten. Die Tageszeitung erkennt die Schiedsgerichtsbarkeit des Presserats nicht an und nahm auch nicht am Verfahren teil.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.