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Die Flick-Gespräche: Letzter Akt im Bayern-Drama

Baldige Freigabe? Bayern-Coach Hansi Flick.
Baldige Freigabe? Bayern-Coach Hansi Flick. (c) imago images/Sven Simon (Frank Hoermann / SVEN SIMON via www.imago-images.de)
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Der Fokus von Erfolgstrainer Hansi Flick gilt in den nächsten Wochen nicht nur dem Saisonendspurt. Auf den 56-Jährigen warten vor allem entscheidende Verhandlungen um seinen vorzeitigen Abschied aus München.

Mainz. Die Bayern-Bosse um Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge waren nach dem seltsam blutleeren Auftritt des designierten deutschen Meisters in Mainz genauso schnell verschwunden wie die enttäuschten Profis. Kein Jubel, keine Siegerfotos – die fest eingeplante Titelfeier der Münchner musste nach dem unerwarteten 1:2 verschoben werden. „Es ist schade, dass wir nicht den Schritt gehen konnten“, meinte Trainer Hansi Flick. „Diese Niederlage muss ich erst einmal verdauen.“

Zweifel an der 31. Meisterschaft, der neunten in Folge, ließ der 56-Jährige aber nicht aufkommen. „Wir brauchen noch einen Sieg. Ich gehe davon aus, dass wir den auch holen“, betonte Flick.

In den nächsten Wochen gilt Flicks Fokus aber nicht nur dem Saisonendspurt. Für den Erfolgstrainer stehen entscheidende Gespräche mit der Bayern-Führung über die von ihm gewünschte vorzeitige Auflösung seines bis Sommer 2023 gültigen Vertrages an. „Wir haben vereinbart, dass wir uns nach dem Spiel in Mainz zusammensetzen“, sagte Rummenigge der „Bild am Sonntag“.

Bei den Verhandlungen wird es auch um das Thema Geld gehen. „Wenn wir Hansis Wunsch entsprechen sollen, müssen alle Parteien gemeinsam eine Lösung finden, mit der auch der FC Bayern zufrieden ist“, betonte Rummenigge. „Wir sprechen hier immerhin von einem Trainer, der mit uns Historisches erreicht hat und mit dessen Arbeit wir sehr glücklich sind.“ Vor allem Rummenigge wollte Flick nie verlieren.

Ohne Rücksprache

Die Bayern sind wie ihr Trainer an einer schnellen Lösung interessiert, um ihre Planungen für die nächste Saison vorantreiben zu können und wieder Ruhe ins Umfeld zu bekommen. Vor allem Sportdirektor Hasan Salihamidžić war zuletzt Zielobjekt geworden. Es sei „nicht fair, wie die Öffentlichkeit aktuell mit Hasan umgeht“, kritisierte Rummenigge. „Alle Entscheidungen, selbstverständlich auch Transfers und Kaderfragen, treffen wir gemeinsam mit dem Vorstand und dem Aufsichtsrat – und der Trainer ist dabei genauso involviert.“

Zuletzt hatte es zwischen Salihamidžić und Flick wiederholt heftige Differenzen gegeben. In der Vorwoche machte Flick, der in der Vorsaison sechs Titel nach München holte, dann ohne Rücksprache mit dem Verein seinen Wunsch nach Veränderung öffentlich. Er gilt als Favorit auf die Nachfolge von Bundestrainer Joachim Löw, der nach der Europameisterschaft im Sommer aufhört. Auch dem DFB käme eine baldige Einigung zwischen Flick und Bayern gelegen.

Vor seinem Abschied, dem ihm der Rekordmeister wohl nicht verwehren wird, will Flick aber noch den Meistertitel einfahren. Warum dies beim 1:2 in Mainz nicht gelang, lag für ihn auf der Hand. „Die Mannschaft hat auf dem Platz von der Intensität her nicht so gewirkt, wie wir das kennen. Es hat etwas langsam ausgeschaut“, sagte Flick.

Wenn es überhaupt etwas Positives gab, war es der Treffer von Robert Lewandowski tief in der Nachspielzeit. Mit dem 36. Saisontor kam der Weltfußballer dem Bundesligarekord von Gerd Müller (40 Tore) wieder ein Stück näher. Ansonsten verlief das Comeback des Stürmers nach rund vierwöchiger Verletzungspause eher unauffällig. „Robert hat sicher nicht aus der Mannschaft herausgestochen“, umschrieb Flick diplomatisch die ebenfalls ausbaufähige Leistung von Lewandowski. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.04.2021)

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