Frida Kahlo: Eine der teuersten Künstlerinnen der Welt

Frida Kahlo Eine teuersten
Frida Kahlo Eine teuersten(c) EPA (Justin Lane)
  • Drucken

Spurensuche nach Frida Kahlo – derzeit im Kunstforum zu sehen – auf dem Kunstmarkt: Es gibt viele Fälschungen, viele Reproduktionen, viele Bücher. Gemälde gelangen kaum zum Verkauf.

Mit 18 Mio. Euro ist das teuerste Gemälde in der laufenden Frida-Kahlo-Ausstellung des Bank-Austria-Kunstforums (bis 5.Dezember) versichert. Der Rekordpreis, 2006 bei Sotheby's erzielt, beträgt 5,6 Mio. Dollar (4,2 Mio. Euro) für „Roots“ (1943). Die Frage, wie es zu dieser beträchtlichen Spanne in der Werteinschätzung der berühmten mexikanischen Künstlerin kommt, kann keiner so recht beantworten. Sie ist aber auch obsolet, denn Kahlo-Gemälde werden nur ganz selten verkauft, eher Grafiken, Briefe. Kahlo-Fans finden dennoch reichlich Stoff: Reproduktionen und Bücher, Biografien, die bekannteste und seriöseste stammt von Hayden Herrera (Fischer Taschenbuch), prächtige Bildbände befassen sich nicht nur mit dem tragischen Leben der Kahlo, sondern sogar mit ihren Kleidern.


Heiß begehrte Selbstporträts. „Es gibt auch jede Menge Fälschungen“, weiß Kunstforum-Chefin Ingried Brugger zu berichten. Warum ist die Kahlo, die zu Lebzeiten im Schatten ihres Mannes Diego Rivera stand und in den Siebzigern vom Feminismus wiederentdeckt wurde, so populär? „Sie bietet ein breites Identifikationsspektrum“, erklärt Brugger, „nicht nur für den Feminismus und Postfeminismus. Männer, Frauen, Kinder, junge, ältere Menschen, jeder interessiert sich für sie“ – und für ihre symbolträchtigen, vom Surrealismus inspirierten Werke.

Es gibt rund 143 Gemälde, davon 55 Selbstporträts – und zwei wichtige Sammlungen, zunächst jene von Dolores Olmedo (1908–2002). Die enge Freundin Diego Riveras besaß um die 27 Kahlo-Bilder, die sie mit ihren Rivera-Werken in ein Museum im Süden von Mexiko-Stadt einbrachte. Kahlo-Werke sind Teil des National Heritage Mexikos. Nur mit ministerieller Genehmigung dürfen sie reisen. Ein zweiter wichtiger Kahlo-Sammler war der in St. Petersburg geborene Jacques Gelman (1909–1986). Er stammte aus einer reichen Adelsfamilie, die nach der Russischen Revolution nach Deutschland auswanderte. Gelman, Filmproduzent jüdischer Abstammung, ließ sich zu Beginn des Zweiten Weltkrieges in Mexiko nieder.


Geschäftstüchtige Performerin. Welches Bild von der äußerst begehrten Kahlo haben Kunstexperten? „Sie lebte nicht lange und produzierte nicht so viel, weil sie lange für ein Gemälde brauchte. Außerdem sind viele Bilder klein“, erzählt Carmen Melián, Sotheby's New York. Bereits 2001 gab es einen Kahlo-Rekord, „die Kahlo ist eine der teuersten weiblichen Künstlerinnen der Welt, teurer als Georgia O'Keefe oder Barbara Hepworth“. „Roots“ (1943) entstand unter dem Eindruck der Wiederverheiratung mit Rivera 1940. Die Kahlo bildete sich selbst in der steinigen Landschaft des Pedregal ab, die Wurzeln sind ein Symbol für die Nahrung: „Sie nährt ihn, er nährt sie“, so Melián. Für Melián ist Kahlo eine Performerin. Alles, was sie tat, was sie bewegte, floss in ihre Arbeit ein: politische Ansichten, äußere Erscheinung, folkloristische Kleider, ihre Schriften, ihre Leiden.


Auktion mit Rivera im November. Sie war sehr geschäftstüchtig, organisierte den Verkauf ihrer Gemälde und der ihres Gefährten, schaute, dass Geld hereinkam, berichtet Melián. Sotheby's hat die nächste Auktion lateinamerikanischer Kunst am 16. und 17. November. Dabei ist zwar Rivera, aber nichts von Kahlo. Aus mexikanischen Sammlungen kann nichts verkauft werden, eher aus amerikanischen, doch die meisten haben nur vereinzelt Gemälde, etwa das Museum of Modern Art in New York, das Art Institute in Chicago.

Kahlo und Rivera waren medial sehr präsent, meint Virgilio Garza, Christie's. Bereits zu Lebzeiten hatte Kahlo wichtige Ausstellungen, in der Julien Levy Gallery in New York, in Paris. Neue Bücher befeuern stetig den Kahlo-Boom, der sich, trotz des kaum vorhandenen Angebots an Bildern, bis heute hält. Sogar Madonna sammelt laut Christie's Kahlo – also muss es doch Bilder zu erwerben geben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.09.2010)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.