Jobboom

Wer bekommt die neuen Jobs?

Die Hälfte der Beschäftigten im heimischen Tourismus hat keinen österreichischen Pass.
Die Hälfte der Beschäftigten im heimischen Tourismus hat keinen österreichischen Pass. Getty Images/Maskot
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Vom Jobboom nach der Wirtschaftskrise 2009 profitierten vor allem Zuwanderer. Nun geht es darum, dass viele der neuen Jobs an Arbeitslose im Inland gehen.

Manchmal ist das Bauchgefühl doch richtig. Die EU-Osterweiterung 2004 stimmte viele Österreicher mulmig: Die Angst vor dem Verlust von Arbeitsplätzen und sinkenden Löhnen ging um. Das griff die Gewerkschaft auf und machte sich für längere Übergangsfristen für den Arbeitsmarkt stark. Als einziges Land neben Deutschland nutzte Österreich die maximale Sperrfrist und öffnete seinen Arbeitsmarkt erst nach sieben Jahren für die neuen EU-Bürger. Am 1. Mai 2011, vor genau zehn Jahren, liefen die Beschränkungen aus. Seither dürfen Esten, Letten, Litauer, Polen, Tschechen, Ungarn, Slowaken und Slowenen ohne Einschränkungen in Österreich arbeiten.

Sie kamen zahlreich. Viele Experten hatten mäßige Auswirkungen der EU-Öffnung auf den Arbeitsmarkt erwartet. Eine Studie des heutigen Bildungsministers Heinz Faßmann etwa kam 1997 auf Basis von Umfragen auf ein Migrationspotenzial von 150.000 Personen. Das wurde deutlich übertroffen. 2011 betrug das Arbeitskräftepotenzial, das alle unselbstständig Beschäftigten und Arbeitslosen umfasst, in Österreich 3,67 Millionen Menschen. Bis 2020 stieg es auf 4,13 Millionen. Das war ein Plus von 460.000. Davon waren lediglich 80.000 Österreicher. Der große Teil des Zuwachses war auf Zuwanderung zurückzuführen, darunter viele Deutsche. Aber es tummelten sich 2020 auch 235.000 Menschen aus den zehn neuen EU-Ländern auf dem heimischen Arbeitsmarkt, 140.000 mehr als 2011. Auch der Zustrom von Rumänen und Bulgaren, die 2007 beitraten und seit 2014 ohne Einschränkung in Österreich arbeiten dürfen, war enorm. 2020 waren 91.000 beschäftigt oder arbeitslos, um 65.000 mehr als 2011. Unter dem Strich entfiel der Zuwachs der Beschäftigung seither fast ausschließlich auf Ausländer.

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