Pizzicato

Blair und „Hair“

Als die Briten neulich ihren Ex-Premier in einem TV-Interview erblickten, trauten viele ihren Augen nicht. Sollte das ein gealterter Popstar kurz vor dem x-ten Comeback sein – oder Tony Blair, die frühere Galionsfigur von „New Labour“?

Was ist bloß in Tony gefahren, fragten sie sich. Eine neue Liebe? Ein neues Leben?

Die Rezeption drehte sich nicht um den Inhalt des Interviews, sondern einzig darum, was das Coronajahr mit Blair und seinem „Hair“ angerichtet hatte. Vorn wich das Haar des 68-Jährigen einer hohen Stirn, hinten wallte die weiße Mähne wie im Hippie-Musical über den Kragen. Ein klassischer Vokuhila – vorn kurz, hinten lang –, wie er unter britischen Rockern der 1970er-Jahre en vogue war.

Damals eiferte in Oxford eine Uni-Band namens „Ugly Rumours“ den Beatles nach, und am Bass spielte ein gewisser Tony Blair im Späthippie-Look. Zum Popstar reichte es dann zwar nicht, dafür aber zum Hipster-Premier – was in Zeiten von „Cool Britannia“, als Britpop- und Filmstars in der Downing Street ein und aus gingen, so ziemlich dasselbe war. Nun gibt Blair den Polit-Guru mit einem Touch New-Age-Feeling. Wir freuen uns indessen schon auf die Neuerfindung Boris Johnsons – und wie sich seine Trademark, der strubbelige Haarschopf, mit der Zeit wandeln wird. Fotos aus den Seventies zeigen Boris ja noch als Hippie-Boy. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com 

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.05.2021)

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