Geldpolitik

Das Schmiermittel der Geldpolitik

(c) Marin Goleminov
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Notenbanken steuern unsere Wirtschaft, indem sie bestimmen, wie teuer es ist, sich zu verschulden. Doch so einfach wie früher funktionieren die geldpolitischen Mechanismen nicht mehr.

In normalen Zeiten ist das recht schnell erklärt. Läuft die Wirtschaft gut, ist die Nachfrage nach Produkten, Dienstleistungen und Arbeitskräften groß. Das treibt die Preise und führt  zu einer höheren Inflation. Um diese Verteuerung des Alltags einzubremsen, schreiten die Hüter der Geldstabilität ein: Notenbanken. Sie erhöhen die Zinsen und machen es damit attraktiver Geld zu sparen, als sich einen Kredit zu nehmen. Dadurch wird weniger investiert und dem Wirtschaftskreislauf Geld entzogen. Die Inflation geht zurück, die Überhitzung ist verhindert.

Geldpolitik im Ausnahmezustand

Doch normal ist seit geraumer Zeit wenig. Wir sind gerade dabei, die stärkste Rezession der Nachkriegszeit hinter uns zu lassen. Die Geldpolitik agiert gar schon länger im Ausnahmezustand. Der Hauptrefinanzierungssatz der Europäischen Zentralbank (EZB), gemeinhin als Leitzins verstanden, liegt bereits seit März 2016 bei null Prozent. Der Einlagesatz für Banken ist seit Juni 2014 sogar negativ. Beides ist einmalig seit Bestehen der EZB, ein Novum für die Ökonomie. Bisher lässt sich sagen, dass dadurch Zinssenkungen ihre Wirkung verloren haben – oder besser gesagt: gar nicht mehr stattfinden. Denn noch tiefer in den negativen Bereich zu gehen, war selbst den unerschütterlichen Notenbankern zu heftig. Da die Wirtschaft aber weiter auf Unterstützung angewiesen ist und auch die Inflation niedriger ist, als es das Lehrbuch vorsieht, haben sie ihre Instrumente ausgeweitet und setzen nun bis Mitte 2022 auf gewaltige Wertpapierkäufe und billige Kredite für Banken.

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