Neuauflage

Max Bills Küchenuhr von Junghans

Wegweisend. Die Schlichtheit der Küchenuhr diente als Vorlage für das Design der 1961 folgenden Armbanduhren von Max Bill.
Wegweisend. Die Schlichtheit der Küchenuhr diente als Vorlage für das Design der 1961 folgenden Armbanduhren von Max Bill.max binia + jakob bill stiftung_vg bildkunst, bonn: beigestellt
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Es ist Zeit geworden: Junghans legt die legendäre Küchenuhrdes Designers Max Bill wieder auf.

Eigentlich ist es traurig. Die Rede ist von Dingen, die einst eine wichtige Rolle in unserem Alltag spielten, irgendwann aber vom Designschicksal mit Missgunst bedacht wurden. Man denke zum Beispiel an den stummen Diener. Auch der Paravent hatte schon bessere Zeiten, ebenso wie die gute alte Küchenuhr, die in früheren Dekaden in der Küche an der richtigen Stelle Tag und Nacht vor sich hin tickte. Irgendwann ist sie irgendwie weitgehend verschwunden, und die Zeit suchte sich auch in der Küche andere Wege, sichtbar zu werden. Am Smartphone, am Fernseher, an der Armbanduhr oder am Computer.

Es ist deshalb dem Uhrenhersteller Junghans hoch anzurechnen, dass er die ebenso nostalgische wie fesche Küchenuhr aus der Feder des Schweizer Designers Max Bill (1908 1994) endlich wieder auflegt. Bill, der für unzählige Armbanduhr-Entwürfe von Junghans verantwortlich zeichnet, ließ auch bei seiner Küchenuhr die gewohnte formensprachliche Sorgfalt walten. Die Uhr misst 180 Millimeter an der breitesten Stelle, streckt sich 252 Millimeter in die Höhe. Das Gehäuse aus Keramik ist hellblau glasiert, die Lünette verchromt. Unter der eigentlichen Uhr ist ein Kurzzeitmesser angebracht, der auf maximal 60 Minuten einzustellen ist. Damit man weiß, wann der Kuchen fertig ist. Max Bill, dessen Großvater schon Uhrmacher war und der sich unter anderem als Bildhauer, Grafiker, Maler und Hochschullehrer einen Namen machte und für zwei Jahre am Bauhaus in Dessau studierte, hatte eine große Schwäche für Uhren. Über Wanduhren sagte der Meister, der 1924 in die Silberschmied-Klasse an der Kunstgewerbeschule Zürich eintrat: "Jene auf den Bahnhöfen waren und sind noch immer die besten. Dort darf man nicht spielen, sondern muss ablesen können." Ein Credo, das wohl für alle Uhrenentwürfe Bills gilt.

Comeback. 65 Jahre nach ihrer Premiere wird die Junghans-Küchenuhr wieder aufgelegt: Das Quarzmodell um 445 Euro, als Funkuhr um 495 Euro.
Comeback. 65 Jahre nach ihrer Premiere wird die Junghans-Küchenuhr wieder aufgelegt: Das Quarzmodell um 445 Euro, als Funkuhr um 495 Euro.max binia + jakob bill stiftung_vg bildkunst, bonn: beigestellt

Schlichtheit. Max Bill entwarf die tropfenförmige Junghans-Küchenuhr, die 1956 auf den Markt kam, gemeinsam mit seinen Studierenden an der Hochschule für Gestaltung in Ulm. Die Uhr erfüllte, und das ist auf den ersten Blick sichtbar, alle qualitativen Voraussetzungen, die funktionalistisches Design seit dem Bauhaus einforderte. Bis heute. Bills Uhren sind durch die Bank schlicht und elegant sowie zeitlos in ihrem Design, ein Attribut, das in Zusammenhang mit dem Thema Uhren einen ganz besonderen Wortwitz durchschimmern lässt. Schön, dass man diesen nun auch wieder in der Küche sehen kann.

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