Mathilde heiratet Amine und zieht mit ihm nach Marokko (Symbolbild).
Buch der Woche

Im Land der Männer: Leïla Slimanis Roman „Das Land der Anderen“

Strenge Traditionen, körperliche Gewalt und harte Arbeit statt lauer Sommernächte unterm Sternenhimmel: Der Liebe wegen verlässt Mathilde die elsässische Einöde und landet im Marokko der Fünfzigerjahre. Leïla Slimanis Roman ist der erste Teil einer Familiensaga.

„So ist das hier.“ Dieser Satz holt Mathilde in die Realität zurück. Ein kurzer Satz, der Kraft und gleichzeitig Resignation ausstrahlt, und der ihr die Augen wieder öffnet. Augen, die sie in der elsässischen Provinz nur auf ihren Amine gerichtet hielt, einen marokkanischen Offizier der französischen Armee, der sie alles um sie herum vergessen ließ. Amine, der gegen die deutsche Besatzung kämpfte und nicht weit von ihrem Zuhause stationiert war. Seine exotische Schönheit hatte Mathilde überwältigt, und sie entwickelte für ihn Gefühle, die sie bis dato nicht gekannt hatte. Amine, der die junge, abenteuerlustige Französin schließlich heiratet und mit ihr nach Marokko zieht, in das kleinstädtische Meknès.

Träumte Mathilde zuvor von lauen Sommernächten unterm Sternenhimmel und von aufregenden Begegnungen, dachte sie daran, ihrer elsässischen Einöde entfliehen zu können, um Abenteuer zu erleben, so besteht ihre Realität nun aus einem abgelegenen Hof mit wenig Komfort und viel harter Arbeit. Amine, der das steinige Land von seinem Vater geerbt hat, konzentriert sich darauf, es in eine blühende Landschaft zu verwandeln, während Mathilde mit ihren Ängsten, ihrer Einsamkeit und vielen Missverständnissen allein bleibt. Denn zu ihrer neuen Realität gehört auch, nicht mehr dieselben Rechte wie ein Mann zu haben, was sie nur schwer akzeptieren kann. Das Traumland ist ein Land der Männer. Die strengen Traditionen, die körperliche Gewalt und kein Mitspracherecht lassen Mathilde sich noch fremder fühlen, als sie es ohnehin schon tut.

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