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MacBoris - Viel Lärm um den Big Boy

Nach Winston Churchill versucht sich Boris Johnson nun an einer Biografie William Shakespeares. Dabei würden seine eigenen Memoiren eine Menge hergeben.

Der Brexit („Deal or No Deal“), die Pandemie und der Premier auf der Intensivstation, die schottischen Rebellen, der „Megxit“ und die Soap um die Royals – Stoff für ein paar Königsdramen und das eine oder andere Lustspiel. William Shakespeare, der Wort- und Ränkeschmied aus Stratford-upon-Avon, hätte aus dem Vollen geschöpft. Nur dass er heute - wie Peter Morgan, Schöpfer von „The Queen“ oder „The Crown“ - Netflix-Serien schreiben würde.

So sieht das auch Boris Johnson. Als Premier steckt er mittendrin im Geschehen. Oft erweckt BoJo aber den Eindruck, als stehe er neben sich und beobachte das Treiben ringsum ein wenig amüsiert aus der Perspektive eines Chronisten - eines Autors mit Schärfe, Wortwitz und blühender Fantasie. Als solcher hat er es als EU-Korrespondent in Brüssel zu zweifelhaftem Ruhm gebracht.

Als Churchill-Biograf – und Epigone – und neuerdings als Shakespeare-Biograf misst er sich gern an den Größten ihres Fachs, und wie Churchill strebt er nach dem Lorbeer des Literaturnobelpreises. Seine Memoiren und seine Turbulenzen wären selbst ein Quell: Baby-Boy Wilfred, die Hochzeit mit seiner Verlobten Carrie am 30.6. 2022, die goldenen Tapeten in der Downing Street, die Enthüllungen Dominic Cummings, des Ex-Masterminds und Fürsten der Finsternis. Wie würde Shakespeare titeln? „MacBoris - Viel Lärm um den Big Boy.“ Fragt sich nur, wann der Mann eigentlich Zeit zum Regieren findet.

Thomas.Vieregge@diepresse.com

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