Museum der Moderne

Yinka Shonibare: Der Gentleman postkolonialer Spektakelkunst

Der britisch-nigerianische Künstler Yinka Shonibare CBE ist ein Star der internationalen Kunstszene mit seinen opulenten, theatralen Installationen. Ausgerechnet in Salzburg wirkt das etwas monoton. Gibt aber einen guten Überblick.

Selbst um drei Uhr in der Früh hat dieser „viktorianische Dandy“ seine Haltung – die rosa Samtweste samt Uhrkette, den stolzen Blick unter halb geschlossenen Lidern – noch nicht verloren. In einer Hand das Rotweinglas (oder ist es Port?), an der Schulter ein sichtbar williges Mädchen, spielt sich die Orgie vor allem in seinem Rücken ab. Anders als im historischen Vorbild dieser Fotoinszenierung, William Hogarths „Werdegang eines Wüstlings“ („A Rake's Progress“), landet Yinka Shonibare am Ende aber nicht im Irrenhaus, schon gar nicht geläutert. Sondern in voller Pracht in Londons Underground.

Die groß plakatierte Fotoserie „Diary of a Victorian Dandy“ irritierte 1998 noch in den U-Bahnstationen und markierte den lokalen Durchbruch des britisch-nigerianischen Künstlers, der sich hier selbst als einzig schwarze Hauptfigur in der aristokratischen Upperclass inszenierte. Eine Strategie, die mittlerweile im Netflix-Mainstream angekommen ist: Simon Basset, der Duke of Hastings in der Serie „Bridgerton“, hat viele nicht nur britische Damen während der Pandemiezeit zum Schmachten gebracht. Die Ähnlichkeit zu Shonibares Konzept ist frappierend.

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