Musikverein

Ein Herz und eine Seele bei Richard Strauss

Christian Thielemann (Archivbild)
Christian Thielemann (Archivbild)APA/dpa-Zentralbild/Robert Michael
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Christian Thielemann und die Sächsische Staatskapelle Dresden waren zu Gast in Wien.

„Strauss ist ein großes Genie, aber ganz ohne Melodie. O so hört Franz Lehár an, das ist doch noch ein ganz andrer Mann!“ Diesen Text haben Spötter seinerzeit dem Hauptthema des „Heldenlebens“ unterlegt, vorgeblich um zu zeigen, dass Richard Strauss ja doch auch sangbare Melodien schreiben konnte, wenn man nur die richtigen Worte dazu wählt – und Musiker landauf, landab schlugen sich amüsiert auf die Schenkel. Wenn Thielemann mit der Sächsischen Staatskapelle diese oft als Selbstbeweihräucherung des Komponisten kritisierte Tondichtung dirigiert, dann nimmt er dem Gerede vom „Unmelodiker“ Strauss sofort den Wind aus den Segeln: Mit so kantablem Legato, mit so langem Gesangsatem hat sich das Thema in edler Klanglegierung aus Horn, Bratschen und Celli noch selten aus den Orchestertiefen erhoben. Thielemann und die Staatskapelle schöpfen mit Lust aus dem Vollen – nicht nur bei den schieren Klangmassen, sondern auch dort, wo es auf die individuellen, fein abgestimmten Stärken der Musiker ankommt: in solistischen Kabinettstücken, kammermusikalischer Transparenz, koloristischen Effekten.

Dresdner Eklat im Februar

Konzertmeister Matthias Wollong interpretiert sein gefürchtetes Solo, das „Des Helden Gefährtin“ charakterisieren soll, mehrheitlich schon fast zu rund und schönheitsgesättigt, indem er das rein Kratzbürstige weitgehend ausblendet oder gleichsam auf eine höhere, idealisierte Stufe hebt. Es entbehrt freilich nicht einer gewissen Ironie, hier mehr Widerborsten einzufordern, wo doch gerade die Vorbereitung dieses Werks schon im Februar in Dresden zu einem Eklat geführt hat: Thielemann und das Orchester wollten proben, der Semperopern-Intendant Peter Theiler untersagte das aus Pandemiegründen; mittlerweile sind beide ihre Ämter nach der Spielzeit 2023/24 los.

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