Buchmesse: Autorentreffen beim "Weltempfang"

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Einen Schub an Digitalisierung erwartet die größte Buchmesse der Welt, die am Dienstagabend in Frankfurt am Main eröffnet wird. Die Media-Halle soll Zentrum eines branchenübergreifenden Treffpunkts werden.

Die Buchbranche ist ein wenig behäbig. Seit Jahren wird von der Digitalisierung gesprochen, aber abgesehen von der auf der Frankfurter Buchmesse etwas abseits angesiedelten Media-Halle ist dort wenig von den technischen Fortschritten zu bemerken. Obwohl die Verlage durchaus Digitales im Angebot haben, dominiert auf den Ständen das analoge Buch. Das soll, wenn am Dienstagabend die 62. Frankfurter Buchmesse eröffnet wird, anders werden. Tablet-PCs und E-Reader, verbesserte E-Books und Buch-Apps, Digital Rights Management und Rich Media Integration stehen ganz oben auf der Liste der Frankfurter Hotspots. Sechs neue Plattformen an Standorten in fünf Messehallen sollen auf Wunsch von Messedirektor Juergen Boos „eine Brücke schlagen zwischen hochwertigen Inhalten und innovativen Technologien“.

Die Media-Halle wiederum soll Zentrum eines branchenübergreifenden Treffpunkts sämtlicher Medien werden: Ob Anbieter von Print, Film, Musik, Spielen oder Inhaltslieferanten aus Telekommunikation und Internet – alle sollen sich beim „StoryDrive“ zusammenfinden. Die Globalisierung macht auch am Main nicht halt. „Weltempfang“ nennt sich deshalb ein neuer Standort, an welchem das Internationale und das Übersetzerzentrum zusammengeführt werden. Dort können sich Autoren und Übersetzer mit Vermittlerorganisationen treffen. Aufgrund ihres Erfolgs im Vorjahr wurde die „Gourmet Gallery“ heuer von der Halle 5 in die Halle 3 verlegt und ausgebaut.

1,8 Meter: Das „größte Buch der Welt“

Müsste sich die Buchbranche bei der Messe einer Wahl stellen, man würde sagen, sie stagniere auf hohem Niveau. Jahrelang vermeldete die Frankfurter Buchmesse einen Zuwachs an Ausstellern, an Neuerscheinungen, an Veranstaltungen. Diese Zeiten scheinen (seit 2008) vorerst vorbei zu sein. Im Vorjahr gab es einen leichten Besucherrückgang, in diesem Jahr werden etwas weniger Aussteller als 2009 nach Hessen kommen. Auch die heimische Buchbranche, der es gegen den internationalen Trend recht gut geht, wird diesmal statt mit 135 Einzelausstellern mit 122 Ständen vertreten sein. Dafür präsentiert sich Österreich als Musikland: Aus Wien wird ein Brodmann-Flügel in den neuen Gemeinschaftsstand Musik transferiert, auf dem während der Messe auch gespielt werden soll. Dort wird auch ein bei Styria erscheinendes Buch über Wieland Wagner in Anwesenheit seiner Tochter Nike vorgestellt werden.

Das ist natürlich nicht die einzige Prominenz, die in Frankfurt erwartet wird. Mit einem Publikumsansturm wird beim Auftritt von Ken Follett gerechnet, der eine Multimedia-Version seines Romans „Säulen der Erde“ vorstellen will. Literaturfreunde freuen sich auf Bret Easton Ellis, Jonathan Franzen, Günter Grass und viele andere. Einen Rekord muss es auch geben: Der australische Verlag Millennium House bringt „das größte Buch der Welt“ mit. Das trägt den schlichten Titel „Earth“, ist rund 1,8 Meter lang und 2,7 Meter breit, wird in exakt 31 Stück aufgelegt und kostet 100.000 Dollar.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 5. Oktober 2010)

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