Bei den Regionalwahlen bröckelt die Einheitsfront gegen Marine Le Pen. Die Spaltung der Linken passt indessen ins strategische Konzept von Präsident Emmanuel Macron.
Paris. Beim Verteilen ihres Flugblatts zieht die 42-jährige Karima Delli immer wieder lächelnd die obligate Schutzmaske herunter, damit die Wähler sehen, dass sie sehr wohl die schwarzhaarige Kandidatin auf dem Foto ist. Viele kennen die grüne Spitzenkandidatin einer linken Einheitsliste in der nordfranzösischen Region Hauts-de-France überhaupt nicht, obwohl sie selber aus Tourcoing an der Grenze zu Belgien kommt und auch schon zweimal ins Europaparlament gewählt worden ist.
Dellis Aufgabe bei den Regionalwahlen in Frankreich am Sonntag ist alles andere als leicht: Die extreme Rechte ist in allen Regionen stark im Kommen, und der Regionsvorsitzende, Xavier Bertrand, ist eine nationale Größe der konservativen Rechten, der bereits seine Kandidatur bei den Präsidentschaftswahlen von 2022 angemeldet hat. Wie übrigens in der Mehrzahl der anderen Regionen hat die Regierungspartei „La République en marche“ (LREM) auch hier kaum Chancen, auf den ersten Plätzen zu landen.