Morgenglosse

Tanzen bis zur nächsten Flut

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Kann man die Freiheiten des Sommers wirklich genießen oder ist es unvorsichtig? Die Zahlen sprechen dafür, auszugehen, aber draußen zu bleiben.

Wer an diesem Wochenende einsam war, war weder in einem Freibad noch bei der Regenbogenparade. Dort feierten Zehntausende auf den Straßen, ohne Abstand, ohne Masken, tanzend, fröhlich, singend. Massen auch in den Bädern, rutschend, schwimmend, Eis essend. Wo ist der große Unterschied?  Ins Bad kommt man nur mit der 3-G-Regel, passiert Sicherheitschecks wie bei einem Flug in die USA bei Terrorstufe Orange. Aber auf der Straße geht alles ohne große Gs.  Oder vielleicht nur dann, wenn es friedlich und fröhlich ist?

Noch vor kurzem wurde der Karlsplatz geräumt, weil Feiern aus dem Ruder gelaufen waren, was Debatten über den Umgang der Polizei mit Jugendlichen auslöste. Auch wenn die neue Milde mit den Lockerungen argumentiert wird – draußen ist bald so gut wie alles möglich – so ist nun nach der zähen Zeit der Einschränkungen sehr viel gleichzeitig in Bewegung geraten. Nicht alles erscheint logisch.

Die Warnungen von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker trüben jedenfalls die Freude über einen heißen Sommer. Wer in Wien in Klubs will, wird geimpft oder genesen sein müssen, zu groß ist die berechtigte Sorge, dass es zu Superspreader-Events kommt . Können wir die neuen Freiheiten jetzt genießen, wenn es im Herbst vielleicht wieder von vorne losgeht? Wieviel Sinn hat eine geborgte Unbeschwertheit?

Die Antwort ist so ernüchternd wie fatalistisch: Wer sich jetzt kasteit, muss im Herbst dennoch mit in den Lockdown, wenn es einen gibt. Die Zahlen und die geringere Ansteckungsgefahr im Sommer sprechen deutlich für eine Phase des Aufatmens. Danach heißt es vielleicht wieder durchtauchen: Die Vorbereitung darauf müssen Regierung, Landeshauptleute, Bildungsdirektionen treffen. Jetzt. Ihr, glücklichen Österreicher, tanzt derweil. Unter freiem Himmel.

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