Besprüht. Benoît Aubard fand einen heimatlosen Bettbezug.
Ausstellung

Heimatgefühl zwischen St. Pauli und Apfelstrudel

Eine Ausstellung im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe legt den Filter des Designs über den unscharfen Begriff der Heimat.

Menschen produzieren Dinge. Und Design. Aber auch Design produziert etwas. Zumindest Realitäten, die für den einen oder anderen zu einem bestimmten Zeitpunkt gelten. Design kann aber noch mehr: Es macht vage herumwabbernde Begriffe kurzerhand dingfest ja, in Form von Dingen. Und wenn es eine Ausstellung sein soll auch gern durch Exponate. "Heimat" gehört zu jenen Konzepten, die sich ähnlich schwer fassen lassen wie ausgeschüttete Milch. Das "Milchglas" aus den 1970er-Jahren war einer der Versuche, es trotzdem zu tun. Und damit eine konkrete visuelle Vorstellung von "Heimat" zu evozieren, meint die Designexpertin Amelie Klein. Auch wenn das Design dabei willfähriger Komplize war, wie so oft, sich instrumentalisieren ließ, in diesem Fall von einer Marketingkampagne.

Heimat ist zum Trinken. Heimat ist auch zum Anziehen. Das muss kein Dirndl sein, aber es darf: Wie das "Dirndl l africaine", bei dem das in München ansässige Modelabel Noh Nee mit kamerunischen Wurzeln afrikanische Stoffe und Muster mit bayerischer Tradition verwebte. Vielleicht ist Heimat aber auch aus Kunstfasern wie das Trikot des Fußballvereins St. Pauli. Beide sind zurzeit nicht weit von dort ausgestellt: Im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe, wo die Ausstellung "Heimaten" das Feld für das kaum Definierbare ausrollt. Und sich dabei die Wirkkraft des Designs zu Hilfe nimmt. Denn Gestaltung lässt sich nicht nur von Politik und Kommerz instrumentalisieren. Auch von der Aufgabe, der inhaltlichen Vermittlung. Dabei ist das strategische Ziel ein ähnliches: Der unüberschaubar weite Ozean der Komplexität soll navigierbar werden. Und dafür müssen nicht nur Brot, Fußball und Butter herhalten, sondern auch der Wald etwa, er steht am Beginn der Ausstellung.

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