Nach einem rasanten Anstieg der Infektionen in Schulen empfehlen israelische Behörden, Kinder ab zwölf Jahren so schnell wie möglich zu impfen.
Eine kurze Weile schien die Covid-19-Pandemie in Israel wie ein Ding der Vergangenheit. Mit dem Maskenzwang in Innenräumen fiel vergangene Woche eine der letzten Einschränkungen zum Schutz vor dem Virus weg. Wie zu Prä-Covid-Zeiten drängten sich die Menschen wieder maskenlos in überfüllten Bussen.
Doch die allgemeine Sorglosigkeit währte nur kurz: Am Samstag meldete das Gesundheitsministerium einen neuen Ausbruch des Virus in einer Schule in Binyamina, einer Kleinstadt nördlich von Tel Aviv. Mindestens 45 Schüler wurden positiv auf Covid-19 getestet. Seitdem wurden Neuinfektionen an weiteren Schulen bekannt, darunter in Modiin im Zentrum des Landes. Seit Sonntag müssen Schüler und Lehrer in Binyamina und Modiin wieder Masken tragen – in Innen- wie Außenbereichen.
Neue Debatte über Maskenzwang
Die neuen Covid-19-Ausbrüche haben in Israel eine Diskussion über Maskenzwang, Quarantäne und andere Maßnahmen wieder aufleben lassen, die zuletzt aus der Öffentlichkeit verschwunden war – viele hatten gehofft, für immer. Dank seiner beispiellos effektiven Impfkampagne hatte Israel schon im Frühjahr etliche Beschränkungen aufgehoben. Konzerte und Hochzeiten finden seit Monaten wieder statt, ab Anfang Juli sollen Touristen ohne Probleme einreisen können, sofern sie gegen das Virus geimpft sind.
Auch der Covid-19-Impfpass, der sogenannte Grüne Pass, der seinen Trägern zu Beginn der Impfkampagne exklusiven Zugang zu Cafés, Theatern und Fitnessstudios gewährte, hat seit einigen Wochen kaum noch Bedeutung: Inzwischen dürfen sich auch Ungeimpfte im öffentlichen Raum wieder nahezu unbeschränkt bewegen.
Nun jedoch fordern mehrere Experten die Wiedereinführung mancher Maßnahmen. Hezi Levi, Generaldirektor des Gesundheitsministeriums, empfahl der Bevölkerung, an überfüllten Orten wieder Maske zu tragen. Zudem sprach er sich dafür aus, Israelis, die verbotenerweise in Länder mit hohen Infektionsraten, wie Russland oder Indien, reisen, zu Strafzahlungen zu verpflichten. „Wir beobachten eine Krankheit, die zu großen Teilen aus dem Ausland kommt“, sagte er dem Nachrichtenportal Ynet. „Wir haben die starke Vermutung, auch wenn es noch nicht definitiv feststeht, dass es sich um die Delta-Variante handelt.“ Die Delta-Variante, die wohl aus Indien stammt, gilt als ansteckender als andere Mutanten.