Ausblick

Food-Trends 2022 von Local Exotics bis Real Omnivore

(c) imago images/Future Image (Christoph Hardt via www.imago-im)
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Die Coronavirus-Pandemie wird langfristig unser Konsum- und Essverhalten prägen und verändern. Ein Blick auf die drei Top Trends Zero Waste, Local Exotics und Real Omnivore.

Zum 9. Mal wurde der Food Report von Ernährungswissenschaftlerin und Trendforscherin Hanni Rützler veröffentlicht, der vom Zukunftsinstitut herausgegeben wird. Die Autorin beschäftigt sich bereits seit über 25 Jahren mit der Gegenwart und Zukunft der Esskultur.

Diesmal steht er ganz unter dem Motto "Umbruch und Aufbruch." Demnach wird Corona langfristig unser Konsum- und Essverhalten verändern. Plötzlich wurde es beispielsweise normal, auch frische Lebensmitteln online zu bestellen und sich liefern zu lassen. Ebenso, sich im Restaurant ein Homecooking-Menü zu bestellen und zu Hause zu essen.

Und auch gesunde Ernährung wurde in der Krise ein neues Top-Thema. Gesund ist dabei aber nicht nur, was für den Menschen gut ist, sondern auch für die Umwelt.

Außerdem wird die Post-Corona-Gastronomie gemüsereicher sein, schon in der Pandemie stieg die Popularität vegetarischer und veganer Ernährung bei Take-away und Liferservices. Künftig werden vegetarische und vegane Speisen ein Bestandteil jedes guten Restaurants sein, ist sic die Autorin sicher.

Außerdem wurden drei große Trends definiert: Zero Waste, Local Exotics und Real Omnivore. Worum handelt es sich dabei?

Zero Waste

Dieser Trend startete in der Pandemie erst so richtig durch. Dabei geht es darum, Müll oder scheinbaren Müll nicht nur wiederzuverwenden und zu recyceln, sondern gar nicht erst anfallen zu lassen.

Allein in der EU werden Berichten des WWF und der Nachhaltigkeits-NGO WRAP jährlich mehr als 88 Millionen Tonnen Nahrungsmittel verschwendet, das ist ein Fünftel aller produzierten Produkte. Jede Person wirft dabei im Schnitt 173 Kilogramm pro Jahr weg. Food Waste kann aber auch anfallen, wenn in der Landwirtschaft etwa unförmige Früchte aussortiert werden, wenn Nebenprodukte wie Innereien nicht genutzt werden, es im Großhandel Lagerungsverluste gibt, die Gastronomie zu große Portionen ausgibt oder Buffetüberschüsse hat und auch im Einzelhandel fällt durch abgelaufene Produkte Food Waste an. Damit wurden auch Ressourcen verschwendet und unnötigerweise CO2-Emissionen verbraucht.

Zahlreiche Initiativen und Unternehmen haben sich dem Problem mittlerweile schon aus den unterschiedlichsten Perspektiven angenommen. Zu den Best-Practice-Beispielen zählen etwa Co2-neutrale Biokisten, die etwa krummes Gemüse nach Hause liefern (Etepetete) oder auch Apps, die Lebensmittelrettung einfach machen sollen (2Good2Go).

Auch die Resteküche enthält mitunter eine ganz neue Bedeutung. So versuchen sich immer mehr Start-ups daran, unverbrauchte Lebensmittel zu neuen Gerichten zu machen. Aus altem Brot wird Bier und Schnaps (Knärzje), aus Obst und Gemüse Fruchtleder oder Gemüsechips, selbst aus verdorbener Milch lassen sich mittlerweile Fasern herstellen, um T-Shirts zu produzieren (Mi Terro).

Local Exotics

Lokal und doch exotisch, diesen Widerspruch hat die Coronavirus-Pandemie nur noch verstärkt. Denn während regionale Lebensmittel seit Jahren populär sind, wurde die Sehnsucht nach exotischen Lebensmittel aufgrund der Lockdowns in der Coronavirus-Pandemie, den geschlossenen Restaurants und stornierten Reisen, noch größer.

Schon vor der Krise haben heimische Produzenten versucht, ihr Portfolio auszubauen und sind dabei mitunter innovative Wege gegangen. Technologien wie Aquaponik oder Indoor Farming haben dabei die Möglichkeit erhöht, exotische Lebensmittel auch in Mittel- und Nordeuropa anzubauen. Die Vorteile liegen vor allem in den kurzen Transportstrecken.

Best Practice Beispiele gibt es mittlerweile einige. Darunter Reis aus Österreich (Österreis), Meeresfische aus den Alpen (Michis frische Fische), Rindfleisch-Raritäten aus Österreich (Kobe Beef Austria) oder Wasabi aus der Indoor-Farm (Phytoniq).

Real Omnivore

Der "klassische" Omnivore, der Allesfresser mit hohem Fleischanteil, repräsentiert in Mittel- und Nordeuropa noch immer den Mainstream. Doch bei "real" Omnivore wird nicht nur die persönliche, sondern auch die "Gesundheit" des Planeten miteinbezogen. Die Real Omnivores sind dabei technikaffin und neuen Entwicklungen im Food-Bereich aufgeschlossen. Sie wollen sich ausgewogen und nachhaltig ernähren, ohne dabei nur die als problematisch wahrgenommenen Lebensmitteln auszulassen. Es wird dabei also weniger Fleisch gegessen, der Proteinbedarf mit Algen, Mykoproteinen und Insekten aufgenommen und selbst vor In-vitro-Fleisch und Fisch aus Zellkulturen nicht zurückgeschreckt. Undogmatisch und pragmatisch zugleich werden Fleisch "from nose to tail" oder Milchprodukte aus Bio-Produktion gegessen.

>>> Mehr zum Food Report 2022

(chrile )

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