Bewässerungssysteme

Wie Pflanzen den Urlaub überleben

Viele der automatischen Bewässerungssysteme sind mit Sensoren ausgestattet und/oder können programmiert werden.
Viele der automatischen Bewässerungssysteme sind mit Sensoren ausgestattet und/oder können programmiert werden.Gardena
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Die Urlaubszeit naht – doch nicht immer finden sich Freunde oder Verwandte, die Garten oder Balkon der Reisenden während deren Abwesenheit betreuen. Dann sind Technik und Einfallsreichtum gefragt.

Ein grüner Rasen, blühende Sträucher und Blumen sowie eifrig wachsende Gemüsepflanzen sind der Stolz aller Gärten. Der langersehnte Urlaub des Garten- oder Balkonbesitzers kann dem üppigen Wachstum der Pflanzen allerdings Einhalt gebieten – besonders dann, wenn sich weder ein netter Nachbar oder Freund noch ein Familienmitglied findet, die diese während der Abwesenheit des Gärtners pflegen. „Bewässerung ist eines der Top-Themen der vergangenen Jahre“, erzählt Franz Koll, Geschäftsführer von Bellaflora. Angesichts des Klimawandels werde es immer wichtiger, selbst bei einer kurzen Abwesenheit des Gartenbesitzers. „Obwohl der April und Mai eher nass und kalt waren, war die Nachfrage nach Bewässerungssystemen groß“, sagt Koll. Während der aktuellen Hitzewelle sei sie dann noch einmal explosionsartig gestiegen.

Auch Klaus Endres, Österreich-Geschäftsführer von Gardena, bemerkt das stark steigende Interesse an Bewässerungsmöglichkeiten für Garten, Balkon und Terrasse. „Man merkt, dass Outdoor ein starker Trend ist. Das führt dazu, dass die Menschen es draußen schön haben wollen, und dazu gehört nun einmal, dass während der Abwesenheit keine Pflanzen eingehen“, sagt Endres. Darüber hinaus werde das Thema Nachhaltigkeit immer wichtiger, trage eine automatische Bewässerung doch dazu bei, den Wasserverbrauch zu verringern.

Tropfschläuche und Sensoren

Diese ist es auch, zu der all jene greifen, die niemand anderen während ihrer Abwesenheit mit der Betreuung des Gartens behelligen wollen oder können. „Solche Systeme gibt es für Hecken, Sträucher und (Hoch-)Beete“, sagt Endres. Der erste Schritt seien Tropfschläuche und batteriebetriebene Bewässerungscomputer, die direkt an den Wasserhahn angeschlossen werden. „Man kann die Bewässerungszeit, -dauer und -häufigkeit programmieren“, erläutert Endres, der die Kosten von Startersets für 15 Meter Pflanzen im Handel mit rund 20 Euro beziffert. Müssen zwei unterschiedliche Bereiche bewässert werden, kann man ein System mit zwei Anschlüssen wählen. Wer mehr Bereiche mit dem lebensnotwendigen Wasser versorgen will, der sollte zu einem Wasserverteiler greifen. Werden ein normaler Gartenschlauch und ein Rasensprenger angeschlossen, ist auch die Bewässerung des Rasens gesichert.

Soll aus der Urlaubs- eine Dauerlösung werden, setzen Gartenbesitzer oft auf im Boden verlegte Systeme, die auch mittels App gesteuert werden können. „Bei diesen Systemen ist neben dem Wasser- oft ein Stromanschluss notwendig“, weiß Endres. Und zwar dann, wenn das Wasser aus einem Brunnen, einer Regentonne oder einem unterirdischen Regenwassertank in die Schläuche gepumpt werden muss. Gartenbesitzer, die zu einem System mit Sensor greifen, tun nicht nur ihren Pflanzen, sondern auch der Umwelt einen Gefallen. Denn der Sensor misst die Bodenfeuchte und verhindert bei ausreichend Feuchtigkeit – etwa nach einem Regen – die Bewässerung. „Damit spart man Wasser“, sagt Koll. Wer zu einem Smart System greift, kann dies sogar zweimal tun. „Dieses ruft die Wetterdaten ab. Ist beispielsweise für 20 Uhr Regen vorhergesagt und wird um 18 gegossen, so stoppt das System gleich die abendliche Bewässerung“, erläutert Endres.
Doch nicht nur Garten-, auch Terrassen- und Balkonpflanzen können durch automatische Bewässerungsmöglichkeiten vor dem Verdursten gerettet werden. Dafür ist nicht unbedingt ein Wasseranschluss erforderlich. „Wir haben eine solarbetriebene Bewässerung für bis zu 20 Balkon- und Terrassenpflanzen entwickelt“, erzählt Endres. Voraussetzung dafür ist ein Wasserbehältnis, etwa ein ausreichend großer Kübel. Eine Alternative hierzu, so Koll, sind Pflanzgefäße mit integrierten Wassertanks. „Damit kann man das Überleben der Pflanzen eine geraume Zeit lang sichern“, sagt der Bellaflora-Chef. Je nach Hitze und Sonneneinstrahlung könnten Pflanzen zumindest etwa eine Woche mit Feuchtigkeit versorgt werden. Allerdings sollte man bedenken, dass bei großer Hitze immer wieder auch die Erdoberfläche befeuchtet werden sollte, so Koll.

Tonkegel oder singuläre Wasserspender sind eine weitere Möglichkeit, Topfpflanzen einige Tage lang mit Wasser zu versorgen. „In diesem Fall muss man darauf achten, dass das Wasserbehältnis groß genug ist“, sagt Koll. Selbst Hochbeete könnten mit einer ausreichenden Zahl an passenden singulären Wasserspeichern für kurze Zeit so bewässert werden. Darüber hinaus rät er dazu, Balkonpflanzen bei Abwesenheit möglichst in den Schatten zu stellen, um den Wasserbedarf dadurch ein wenig zu verringern. Das Kürzen langer Triebe und das Entfernen von Verblühtem trägt im Übrigen ebenfalls dazu bei.

Hacks für Selbstversorger

Doch nicht nur draußen, auch drinnen müssen in der Regel Pflanzen versorgt werden. Singuläre Wasserspender sind in diesem Fall die erste Wahl. Hat man keinen zur Hand, kann man auch zur Plastikflasche greifen: Ein paar kleine Löcher in den Deckel bohren, die Flasche mit Wasser füllen, zuschrauben und umgedreht in den Blumentopf stecken, schon ist die Wasserversorgung sichergestellt. Blumenstöcke kann man aber auch in die mit etwas Wasser gefüllte Abwasch oder Badewanne stellen – diese werden quasi zur Selbstbedienungstankstelle.

Darüber hinaus können ein Kübel voll Wasser und ein Woll- oder Baumwollfaden zur Bewässerungsanlage werden. Einfach pro Blumentopf einen Faden abschneiden und befeuchten. Das eine Ende des Fadens wird auf den Boden des Kübels gelegt, das andere in die Erde gesteckt. Idealerweise werden beide Enden beschwert, damit sie nicht aus dem Kübel oder Topf fallen können.

WUSSTEN SIE, DASS

• es in Österreich 450 Quadratkilometer private Gärten gibt?

• 40 Prozent der Österreicher Gartenbesitzer sind?

• Österreichs Gärten durchschnittlich 330 Quadratmeter groß sind?

• 54 Prozent der Österreicher einen Balkon, eine Terrasse oder Dachterrasse ihr Eigen nennen?

• 14 Prozent des Wasserverbrauchs eines privaten Haushalts auf den Außenbereich entfallen?

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.06.2021)

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