EM 2020

Angst vor rassistischen Beleidigungen

Kapitän Georginio Wijnaldum
Kapitän Georginio WijnaldumAPA/AFP/ANP/MAURICE VAN STEEN
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Georginio Wijnaldum schloss nicht aus, bei Verfehlungen in Budapest den Platz zu verlassen.

Budapest. Ronald Koeman verfolgt die Auftritte von Oranje derzeit mit gemischten Gefühlen. Natürlich freut sich der ehemalige Bondscoach über gute Leistungen, Tore oder den ungefährdeten Einzug ins EM-Achtelfinale. Doch wenn Koeman die großartigen Auftritte von Elftal-Kapitän Georginio Wijnaldum sieht, überkommt ihn auch Wehmut. Schließlich wollte er den Mittelfeldstrategen unbedingt zu sich, zum FC Barcelona holen. Doch Wijnaldum wechselt von Liverpool zu Paris SG. Dafür kommt Memphis Depay aus Lille, immerhin.

Dass Barca-Boss Joan Laporta in einem Interview gegen den französischen Champions-League-Rivalen und Wijnaldum ätzte, zeigt, dass sie in der Führungsetage der Katalanen ihr Handeln bereuen. Denn Wijnaldum ist bislang einer der prägenden Spieler dieser EM. Und er steht auch heute beim Achtelfinale der Niederlande gegen Tschechien in Budapest im Mittelpunkt.

Allerdings nicht nur aus sportlichen Gründen. Denn es steht zu befürchten, dass der 30-Jährige wegen seiner Hautfarbe in Ungarns Hauptstadt Opfer rassistischer Beleidigungen werden könnte. Auch Kylian Mbappé war beim Gastspiel der Franzosen in Budapest rassistisch beleidigt worden. Die Uefa ermittelt.

„Wenn es passiert, muss die Uefa eingreifen. Sie müssen verstehen, dass sie eine große Verantwortung auf die Spieler abladen, wenn sie es nicht tun. Die Uefa muss Spieler beschützen. Es darf nicht die Verantwortung der Spieler sein“, sagte Wijnaldum, der seine Kapitänsbinde mit der Aufschrift „One Love“ tragen wird. Er wolle nach wie vor nicht ausschließen, dass er den Platz verlassen werde, wenn es zu rassistischen Beleidigungen komme. Allerdings könnte das von gegnerischen Fans auch als Taktik benutzt werden. Es bleibt abzuwarten.

Der Turnierbaum mit Tschechien im Achtelfinale und Wales oder Dänemark in einem möglichen Viertelfinale meint es gut mit den Niederländern. „Natürlich wollen wir ins Finale“, sagt der Spieler. Oranje träumt doch vom ersten EM-Titel nach 1988.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.06.2021)

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