Niederlande/Deutschland

Royaler Besuch in der Heimat der Vorfahren

König Willem-Alexander und seine Frau Máxima.
König Willem-Alexander und seine Frau Máxima.Imago
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König Willem-Alexander und Königin Máxima auf offizieller Visite in Berlin. Man wird dabei wohl auf die problemlosen Beziehungen anstoßen – und dass Deutsche heute in Holland beliebter sind als früher.

Amsterdam/Berlin. „Sie sind hier zu Hause“, sagte der Bürgermeister von Wiesbaden zum niederländischen König Willem-Alexander, als dieser kurz nach Amtsantritt 2013 das deutsche Bundesland Hessen besuchte. In der Tat: Die Wurzeln seiner Ahnen vom Adelsgeschlecht Oranien-Nassau führen nach Hessen. Nun kehrt Willem-Alexander (54), der fließend Deutsch spricht, wieder zurück in die Heimat seiner Vorfahren. Zusammen mit seiner argentinischstämmigen Frau Máxima (50) wurde er von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu einem Staatsbesuch eingeladen, der heute beginnt und den König hauptsächlich nach Berlin führt.

Über Details des Besuchsprogramms gibt es vorab nur wenige Informationen – aus Sicherheitsgründen, und weil man wegen Corona große Menschenansammlungen vermeiden wolle, wie es heißt. Gesichert ist zumindest ein Staatsbankett am ersten Abend, wo gewiss auf die praktisch problemlosen Beziehungen zwischen Deutschland und den Niederlanden angestoßen werden wird.

Deutschland ist der wichtigste Handelspartner der Niederlande, rund 25 Prozent der Exporte landen dort, und es geht dabei weniger um Gouda-Käse und Gemüse, sondern um Hightech-Produkte und Bestandteile für die deutsche Automobilindustrie. BMW allein hat mehr als 70 Zulieferfirmen in den Niederlanden. Dazu herrscht zwischen den Nachbarn (jedenfalls in „normalen“ Zeiten) ein intensiver Tourismus. Vor der Pandemie kamen jährlich mehr als drei Millionen Deutsche an Hollands Strände etwa bei Scheveningen und Noordwijk und in zahlreiche Städte, nicht zuletzt Amsterdam. Umgekehrt gehört Deutschland neben Österreich, Italien und Spanien zum beliebtesten Urlaubsland der Niederländer.

Der „Mof“ hat ausgedient

Überhaupt hat sich das Deutschlandbild der rund 17,5 Millionen Niederländer zwischen Groningen und Maastricht in den vergangenen zwei Jahrzehnten stark zum Guten gewandelt. Aus dem geschmähten, oft verachteten „Mof“ ist ein Freund, für manche gar Vorbild geworden. Mof ist seit Jahrhunderten, und speziell während der deutschen Besatzung 1940 bis 1945, ein Schimpfwort für die „muffigen“, spröden, humorlosen Deutschen.

Heute hört man es kaum mehr. Dafür lobt das niederländische Tourismusamt NBTC die Deutschen als „die idealen Touristen“ – nicht zuletzt deshalb, weil sie ziemlich viel Geld ausgeben. (htz.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.07.2021)

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