Literatur

Gebrochene Versprechen

Wiederentdeckung: Die erste Erzählung der zu Unrecht vergessenen Marta Karlweis beweist ihr Gespür für innere Prozesse.

Nach den späteren Romanen – „Ein österreichischer Don Juan“, und „Das Gastmahl auf Dubrowitza“ und „Schwindel“ – wurde nun auch „Der Zauberlehrling“ wieder aufgelegt: Dieses 1912 erfolgte Debüt der in Wien geborenen Literatin Marta Karlweis (1889 bis 1965) erschien nun im Verlag Das vergessene Buch, ergänzt um zwei Novellen und begleitet von einem Nachwort des Germanisten Johann Sonnleitner zu Karlweis' Arbeit und Leben sowie zur Rezeption, die sie durch Zeitgenossen erfuhr. Die maskuline Form des Nomens ist hier keine Nachlässigkeit. Damals gaben Männer in Literatur wie Kritik uneingeschränkt den Ton an, und Karlweis ging ihnen oft zu weit mit ihren Einblicken in Männerseelen.

Wer sich mit der Rezeption ihrer Werke und dem Vergessen befasst, erkennt, dass sich das oft ätzende Echo aus vier Quellen nährte: Marta Karlweis war Frau, Tochter eines Künstlers, Geschiedene – und jüdischer Herkunft, das sind vier Gründe zu viel, um nicht anzuecken, weshalb sie sich das Pseudonym Barbara Vogel zulegte. Marta Karlweis' Eltern konvertierten erst wenige Tage vor der Geburt ihrer Tochter zum Protestantismus – im katholischen Österreich! Vater sowie Bruder waren bekannte Künstler, und Karlweis verließ ihren ersten Gatten, einen Industriellen, um Jakob Wassermann zu heiraten, wiewohl dessen Ehefrau nur im Zuge langjähriger Gerichtsverfahren bereit war, ihn – nun beinahe bankrott – freizugeben. 1934 stirbt Wassermann, Karlweis zieht ob unsicherer Zeiten ins Schweizer Exil.

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