Pizzicato

Gott ist Italiener

Gott ist Argentinier“: So lautete lang ein Diktum, mit dem sich die Argentinier Mut zusprachen in schwierigen Zeiten.

Und tatsächlich hatten sie dafür zwei Kronzeugen: Diego Maradona und Jorge Bergoglio. Der eine, der die Hand Gottes weltberühmt gemacht hatte, starb im vorigen Jahr, nachdem er seinen Körper jahrzehntelang geschunden hatte. Dio hatte seine schützende Hand über Diegito genommen. Der zweite stieg als Papst Franziskus zum Stellvertreter Gottes auf Erden auf. Die Vorfahren der argentinischen Nationalheiligen kamen übrigens vom Apennin – ein Detail am Rande, das am Wochenende noch wichtig werden sollte.

Nun begab es sich am Samstagabend, dass Gott Argentinien zum Sieg in der Copa América über Erzfeind Brasilien verholfen hat – und dies just in Rio de Janeiro. Eine Demütigung für die Samba-Tänzer unter dem Zuckerhut. Tango gegen Samba: 1:0.

Entscheidender dürfte am Sonntag das Angelus-Gebet des Papstes in der Gemelli-Klinik in Rom gewesen sein. Und so kam es, wie es kommen musste: Drei Engländer verschossen ihre Elfer – und nur zwei Italiener, wovon einer halber Brasilianer ist. Der Vatikan ließ seine Beziehungen spielen. Dio mio, Gott stand ihnen bei: Er ist eben Italiener. Dafür darf die Squadra nach ihrem Empfang in Rom ein Stoßgebet im Petersdom verrichten. (vier)

Reaktionen an:thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.07.2021)

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