Studie

Neuseeland: Der beste Zufluchtsort für eine Apokalypse

Eine Luftaufnahme der Stadt Queenstown auf der Südinsel Neuseelands aus dem Archiv.
Eine Luftaufnahme der Stadt Queenstown auf der Südinsel Neuseelands aus dem Archiv.REUTERS
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Britische Wissenschaftler haben Länder nach deren Fähigkeit gerankt, globale Krisen zu überstehen. Milliardäre suchen in Neuseeland schon länger nach Grundstücken. Österreich habe in seiner zentraleuropäischen Lage einen Nachteil.

Welchen Fleck dieser Erde würde man sich aussuchen, um ein Bedrohungsszenario für die Welt auszusitzen? Die Antwort auf diese Frage gibt es nun auch mit wissenschaftlich fundierten Argumenten: Neuseeland, Island, das Vereinigte Königreich (Großbritannien) und Irland seien die besten Plätze um einen globalen Kollaps der Gesellschaft zu überstehen, sagen Wissenschaftler des Global Sustainability Instituts der Anglia Ruskin University in Cambridge.

Die Forscher sehen die menschliche Zivilisation generell „in einem gefährlichen Zustand“ wegen ihrer vielfältig verbundenen und energieintensiven Gesellschaft, die sich entwickelt hat und nun große Umweltschäden herbeiführt.

Mögliche Bedrohungsszenarien, die die Studie nennt, sind eine ernste Finanzkrise, Auswirkungen der Klimakrise, Naturkatastrophen oder gar eine schlimmere Pandemie als jene, die wir gerade mehr oder weniger in den Griff bekommen. Oder eine Kombination aus den genannten Szenarien.

Um herauszufinden, welche Regionen einem solchen Kollaps am ehesten gewachsen wären, untersuchten die Forscher die Fähigkeit von 20 Ländern Nahrung für ihre Bevölkerung zu produzieren, ihre Grenzen vor Massenmigration zu schützen und die Stromversorgung aufrechtzuerhalten bzw. Produktionsstätten in Betrieb zu halten. Inseln in klimatisch gemäßigten Regionen mit einer geringen Bevölkerungsdichte haben in diesem Länderranking die Nase vorne.

Das Urteil über Österreich fiel gemischt aus. Es gebe zwar einen hohen Anteil an landwirtschaftlichen Flächen im Verhältnis zur Gesamtfläche, jedoch pro Kopf sei der Anteil wiederum nicht so hoch. Außerdem ist die Lage in Zentraleuropa nicht ideal für eine Apokalypse. Pluspunkte sammelt Österreich beim Einsatz von erneuerbaren Energien. Es gebe eine „high-tech“ Wirtschaft mit „moderater“ Produktionskapazität. Das ergibt einen Rang im hinteren Viertel - ex aequo mit Korea und den Niederlanden, vor Singapur und Luxemburg.

Überraschung Großbritannien

Zu diesem Ergebnis kam offenbar auch schon so mancher Mensch mit viel Geld. So sollen Milliardäre in Neuseeland schon länger immer öfter Land kaufen, als Vorbereitung für eine Apokalypse. Eine größere Überraschung in dem Ranking sei Großbritannien gewesen. „Es ist dicht besiedelt, hat traditionellerweise Produktionen ausgelagert, war nie am schnellsten beim Entwickeln erneuerbarer Technologien und produziert derzeit nur 50 Prozent seiner Lebensmittel. Aber es hat das Potenzial Schocks standzuhalten“, sagte Professor Aled Jones vom Global Sustainability Institute der britischen Zeitung „Guardian“.

In der Studie, die im Fachmagazin „Sustainability“ veröffentlicht wurde, heißt es: „Die weltumspannende, energieintensive industrielle Zivilisation, die das moderne Zeitalter kennzeichnet, stellt eine anomale Situation dar, wenn man sie mit dem Großteil der menschlichen Geschichte vergleicht.“ Orte, die nicht von den schlimmsten Auswirkungen eines gesellschaftlichen Zusammenbruchs betroffen sind und daher in der Lage sind, eine große Bevölkerung zu erhalten, wurden in der Studie als "Rettungsboote für den Zusammenbruch" bezeichnet.

Und Neuseeland wird hier das größte Potenzial zugesprochen. Jones erinnert daran, dass die Welt sowohl Ernährungskrisen, eine Finanzkrise als auch eine Pandemie zu bewältigen hatte - glücklicherweise jedoch nie zur selben Zeit. Die Coronavirus-Krise hätte gezeigt, wie schnell Regierungen Grenzen schließen und generell Entscheidungen treffen können, Dinge zu ändern, meint Jones. Doch es brauche mehr Vorausblick. Die Widerstandsfähigkeit müsse global besser geplant werden. „Aber offensichtlich, das idealste wäre, wenn der schnelle Kollaps erst gar nicht passiert."

>> Die Studie im Magazin „Sustainability"

>> Der Artikel im „Guardian"

(Red.)

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