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"Jungle Cruise": Eine Film gewordene Dschungel-Geisterbahn

Jungle Cruise
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Emily Blunt und Dwayne Johnson auf Amazonas-Safari: Das bunte Abenteuerspektakel „Jungle Cruise“ basiert auf einer Disneyland-Attraktion und wirkt auch wie eine solche. Im Kino und auf Disney+.

Es scheint ein Gesetz im Disney-Konzern zu sein, dass jede Idee – also jedes „intellectual property“ –, die irgendwie erfolgreich ist, so ausgiebig wie möglich weiterverwendet werden muss. Das Ergebnis ist (neben „Eisprinzessin“-Jausendosen) ein Strom an Neuverfilmungen, Prequels, Sequels, Serienadaptionen. Manche Filme werden zu Disneyland-Attraktionen. Und manchmal werden aus Disneyland-Attraktionen Filme: Die „Fluch der Karibik“–Reihe basiert auf einem Fahrgeschäft, das Walt Disney persönlich in den 1970er-Jahren entworfen hat. Seine Zukunftsvision lebte er im Parkbereich „Tomorrowland“ aus – 2015 suchte George Clooney im gleichnamigen Film nach der Utopie.

Jetzt läuft mit „Jungle Cruise“ eine Abenteuerfilm gewordene Dschungel-Geisterbahn im Kino und auf dem Streamingdienst Disney+, die ihren Gaukelei-Charakter gar nicht verhehlt, nur dass hier statt Pappmaché-Figuren eben Schlangenmonster und bemalte Eingeborene aus dem Dickicht springen. Dwayne Johnson spielt den Touristenführer Frank, der im Jahr 1916 britische Amazonas-Urlauber kreativ abzockt. Die müssen ja nicht wissen, dass der Adrenalin-Faktor auf seinen Flusssafaris von bezahlten Dschungelbewohnern besorgt wird, die mit Blasrohren auf seinen Kahn schießen, woraufhin er die verängstigten Passagiere heldenhaft in Sicherheit bringt.

Die furchtlose Forscherin Lily (Emily Blunt) lässt sich von solchem Billigspuk nicht beeindrucken. Sie will eine mythische Heilpflanze finden, auf deren Suche schon die spanischen Konquistadoren zugrunde gegangen sind. Die von der männlichen Wissenschaftsgemeinschaft Ausgegrenzte, die sich bei jeder Gelegenheit in schwindlige Parcours stürzt, harmoniert bestens mit dem kauzig-verschmitzten Muskelprotz Frank. Mit ihrem verstockten Bruder McGregor (Jack Whitehall in der ersten offen schwulen Disney-Rolle, was der Konzern im Jahr 2021 stolz bewirbt, und für die Handlung irrelevant ist) ist das Heldentrio des visuell reichhaltigen Actionfilms komplett. Der Bösewicht: Jesse Plemons scheint in der Rolle des deutschen Prinzen Joachim von Preußen einem Christoph Waltz nachzueifern.

Körnige Seekarten-Animationen bieten nur einen kurzen Kontrast zu den üppig animierten Gefahren dieses Dschungels: Stromschnellen, ein zombiehaft wandelnder Bienenstock, ein wütendes Stammesvolk, dekoriert mit bunten Federn und Tierschädeln. Aus der Exotismus-Falle winden sich die Macher um Regisseur Jaume Collet-Serra (der einige Actionthriller mit Liam Neeson gedreht hat) mit einem Meta-Schmäh: „Lächerliche Kostüme!“, schimpfen die geschäftstüchtigen Amazonas-Bewohner, als sie sich die Maskerade vom Leib reißen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.07.2021)

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