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Olympiasieger Zverev: Gold kann beflügeln – oder belasten

Alexander Zverev ist Olympiasieger
Alexander Zverev ist Olympiasieger(c) imago images/Kyodo News (via www.imago-images.de)
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Der Deutsche bejubelt in Tokio den größten Sieg seiner Karriere. Der Druck bei Grand-Slam-Turnieren wird nun noch größer werden.

Vielleicht hat Alexander Zverev am Sonntag auch etwas Frieden mit sich selbst geschlossen. Die Niederlage gegen Dominic Thiem im Finale der US Open im September 2020 hat den Deutschen immer wieder heimgesucht, sie hat ihn belastet. Zu Jahresbeginn gestand Zverev, dass er „immer noch jeden Tag beim Training, jeden Tag bei dem, was ich mache“, an die Niederlage im Tiebreak des fünften Satzes denke.

Immerhin hatte der gebürtige Hamburger in seinem ersten Grand-Slam-Finale unter dem Flutlicht von New York bereits mit 2:0-Sätzen gegen den Niederösterreicher geführt, sah schon wie der sichere Sieger aus – um letztlich doch noch die schmerzhafteste Erfahrung seiner Profilaufbahn zu machen.

2021 sollte das Jahr der Wiedergutmachung werden, des endgültigen Durchbruchs. „Ich habe mein ganzes Leben nur darauf aufgebaut, dass ich in den Grand Slams erfolgreich sein kann“, machte der mittlerweile 24-Jährige klar. Und er wirkte bei diesem Vorhaben mitunter verbissen. Immer wieder scheiterte Zverev an den eigenen Ansprüchen und der Erwartungshaltung der Öffentlichkeit. Bei den diesjährigen Grand Slams in Australien (Viertelfinale), Paris (Halbfinale) und Wimbledon (Achtelfinale) blieb ihm der große Coup abermals verwehrt.

Was bewirkt Gold?

Das ist für Beobachter insofern besonders bemerkenswert, hat der Weltranglistenfünfte abseits der Major-Bühne doch schon einige große Erfolge gefeiert. So triumphierte Zverev 2018 bei den ATP Finals in London und gewann insgesamt bereits 15 ATP-Turniere – vier davon gehören der Masters-1000-Kategorie, der zweithöchsten unter den Grand Slams, an.

Am Sonntag aber hat Zverev den bislang größten Sieg seiner Karriere gefeiert. Nach dem furiosen Halbfinal-Erfolg über Branchenprimus Novak Djoković fertigte er im olympischen Finale den russischen Herausforderer Karen Khachanov mit 6:3, 6:1 ab und sprach danach von einem „Gefühl, wie ich es noch nie in meinem Leben gehabt habe“. Der Goldmedaillengewinner versuchte, das eben Erreichte in die richtige Relation zu setzen. „Ich kann es mit nichts vergleichen. Das ist so viel größer als alles andere im Sport. Ich habe die ATP Finals gewonnen. Aber die Goldmedaille und diese Olympischen Spiele, dieser Wert ist unglaublich.“

Tatsächlich ringen vor allem die Überraschung gegen Topfavorit Djoković und die Souveränität beim Spiel um Gold der Tenniswelt Respekt ab. Wohl schon in wenigen Tagen, wenn die ersten Emotionen verarbeitet sind, wird sich auch Zverev selbst die Frage stellen, welche nachhaltige Wirkung dieser Erfolg denn nun haben kann.
Löst er letzte Blockaden bei Grand Slams, etwa schon bei den in wenigen Wochen beginnenden US Open in New York, dem letzten Major des Jahres? Oder wird die nun abermals gestiegene Erwartungshaltung zum zusätzlichen Ballast? Gold kann eben beflügeln – oder belasten.

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