Mehr als 60 Brücken wurden im Ahrtal  zerstört, wie hier im Weinort Rech. „Ich wusste gar nicht, dass das physikalisch möglich ist“, sagt ein Helfer über das Ausmaß der Zerstörungen.
Lokalaugenschein

Flut-Reportage: „Meine Kinder und ich leben. Das ist das Wichtigste“

Im Ahrtal herrscht auch drei Wochen nach der Jahrhundertflut Ausnahmezustand. Noch immer werden Gebäude abgerissen. Es gibt noch immer Haushalte ohne Wasser und Strom. Und viele stellen sich Fragen, zum Beispiel, warum die Warnungen so spät gekommen sind. Fahrt durch eine unwirkliche Ruinenlandschaft.

Jenny Weisbender steht in Ahrbrück. Die Schaufel eines Baggers kracht gegen ihr Haus. „Da! Die Decke vom Dodge!“, ruft die 35-Jährige. Ein Freund der Familie greift nach einem Stück Textil im Schutt. „Dodge“ ist der Familienhund. Sie haben ihn nach der Automarke benannt. In der Region haben sie einen Faible für Motorisiertes. Der Nürburgring ist in der Nähe. Weisbender arbeitet dort als Parkplatzordnerin. Minuten später. „Stopp!“ Diesmal zieht die Frau zwei Plakate aus der Baggerschaufel, auf denen alte Familienfotos kleben. „Guck mal“, sagt Weisbender zu ihrem 14-jährigen Sohn Leo. „Da hatte die Oma noch lange Haare. Krass.“ Die Weisbenders stehen an diesem Dienstag, knapp drei Wochen nach der Flut, vor den Trümmern ihrer Existenz. Im Wortsinn. Erste Reihe fußfrei starren sie in ihr Stiegenhaus. Das Wasser hat die Wand weggerissen. Der Bagger erledigt den Rest.

Die zweifache und alleinerziehende Mutter hat keine Elementarversicherung, weil sie die hier, am Ufer der Ahr, 400 bis 500 Euro gekostet hätte. Pro Monat. „War nicht zu machen.“ In ihrer Stimme liegt aber keine Angst und keine Verzweiflung. „Meine zwei Kinder, mein Hund und ich leben. Das ist das Wichtigste.“ Und dann erzählt sie und man versteht.

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