Buch der Woche

Leugnen ist hier zwecklos

Schreibt in einer Sprache, die gespickt ist mit Austriazismen voller subtiler Bösartigkeit: Eva Menasse.
Schreibt in einer Sprache, die gespickt ist mit Austriazismen voller subtiler Bösartigkeit: Eva Menasse.Friedrich Bungert/picturedesk
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Eva Menasse legt in ihrem Roman „Dunkelblum“ die Mechanismen österreichischer Geschichtsverdrängung offen. Eine literarische Abrechnung.

Eigentlich ist es ein Zufall, mehr nicht. Da gräbt man auf einer Wiese nach unterirdischen Wasseradern und stößt unversehens auf das Skelett eines Toten. Ein Wehrmachtssoldat, wie die Gerichtsmediziner feststellen, umgekommen in den letzten Kriegstagen. Was das Städtchen Dunkelblum in Aufruhr versetzt: Manche wissen es, andere spüren ganz einfach, dass diese Leiche nur die Vorhut sein könnte für die Aufdeckung grausamer Morde.

„Dunkelblum“ nennt Eva Menasse ihren neuen Roman. Schauplatz ist eine fiktive Ortschaft an der Grenze zu Ungarn, die 1989 gleich doppelt ins Visier der Aufmerksamkeit gerät. Die ersten DDR-Bürger flüchten in den Westen, und zugleich drängen Ereignisse ans Licht, die zurückführen in den April 1945 und zu politischen Verfehlungen und Verbrechen, die man in den hintersten Ecken der Erinnerung abgelegt hat. Und so wird der Band zu einer packenden literarischen Abrechnung mit Österreichs fatalen Bestrebungen, sich als erstes Opfer Hitlers zu stilisieren und sich damit aus seiner Verantwortung zu stehlen.

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