Afghanistan

Flughafen Kabul: US-Soldaten und ein Baby, das über Stacheldraht gereicht wird

(c) Reuters
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Die Verzweiflung afghanischer Eltern ist groß, wie dramatische Bilder vom Flughafen in Kabul dokumentieren. Sie zeigen, wie ein Baby über eine Mauer mit Stacheldraht gereicht wird. Inzwischen ist das Kind wieder bei seinem Vater.

Am Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul nimmt die Verzweiflung jener Menschen zu, die aus Angst um ihr Leben auf eine Ausreise hoffen. Auf einem Videoclip, der sich am Freitag in sozialen Medien und in US-Medien verbreitete, war zu sehen, wie aus einer Menschenmenge ein Baby über eine Mauer mit Stacheldraht an US-Militärs übergeben wurde. Ein Soldat packte das Baby am rechten Arm und reichte es an Kollegen weiter.

Ein Sprecher der US-Marineinfanteristen erklärte am Freitag, der Soldat in dem Clip sei ein Mitglied einer ihrer Einheiten. Das Baby sei zu einer medizinischen Station auf dem Gelände gebracht worden und werde dort von Gesundheitspersonal versorgt. Zu den Umständen der Szene - etwa dazu, was mit den Eltern des Kindes geschah - äußerte sich der Sprecher auf Anfrage zunächst nicht weiter.

"Kind behandelt und seinem Vater zurückgegeben"

"Das Elternteil hat die Marineinfanteristen gebeten, sich um das Baby zu kümmern, weil das Baby krank war", sagte Pentagon-Sprecher John Kirby am Freitag. Der US-Soldat habe das Kleinkind deswegen über die Mauer gezogen und zu einem norwegischen Krankenhaus auf dem Flughafengelände gebracht.

"Sie haben das Kind behandelt und seinem Vater zurückgegeben", sagte Kirby. Er sprach von einem "Akt des Mitgefühls" der US-Soldaten. Wo sich das Baby und sein Vater inzwischen befinden, konnte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums nicht sagen. "Ich weiß nicht, wo sie jetzt sind." Er wisse auch nicht, ob der Vater mögliche eine afghanische Ortskraft sei, die sich um ein Sondervisum für die USA bewerbe.

Der Zeitdruck wächst

Auch auf anderen - allerdings nicht offiziell bestätigten - Videos in sozialen Medien war zuvor zu sehen gewesen, wie Menschen kleine Kinder über Mauern mit Stacheldraht an Soldaten reichten.

Angesichts des wachsenden Zeitdrucks werden Chaos, Gewalt und Verzweiflung rund um den Flughafen in Kabul immer größer. Tausende Afghanen hoffen immer noch auf eine Gelegenheit, sich nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban mit westlichen Flügen in Sicherheit zu bringen.

Die Nerven liegen bei vielen Menschen auch deshalb blank, weil der Zeitdruck wächst: Die USA wollen eigentlich bis zum 31. August den Abzug ihrer Truppen aus Afghanistan abschließen. Und die Evakuierungsflüge aus Kabul hängen vom Schutz durch die mehreren Tausend US-Soldaten ab.

(APA/dpa)

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