Von „It’s All Over Now“ bis „Cherry Oh Baby“: Sieben Anspieltipps von den Rolling Stones, auf denen der verstorbene Charlie Watts glänzte.
Die Musikwelt trauert um Charlie Watts, den Schlagzeuger der Rolling Stones. Er war Urgestein, schon in der Gründerzeit, liebte Jazz, war britisch, bescheiden, solide. Und der solide Grundstein der Stones. Nun ist er mit 80 Jahren an Krebs gestorben. „Die Presse“ hat sieben Songs zusammengetragen, die seine Qualitäten als Drummer besonders gut zeigen.
„It’s All Over Now“ (1964)
Ein ungewöhnlicher Rhythmus aus der Zeit, als noch jede Woche ein neuer Tanzstil aufgerufen wurde: Slop-Fox nannte sich dieser, zumindest auf dem Originallabel des Albums „Big Hits (High Tide And Green Grass)“: Wenn Watts diesen Beat nicht so lässig gehalten hätte, dann hätte die Weltuntergangsgitarre von Keith Richards weit weniger gewirkt.
„Get Off Of My Cloud“ (1965)
Einer der wenigen Stones-Songs mit Drum-Intro. Das komplizierte Motiv, das Watts durchgehend spielt, hat geradezu melodischen Charakter – und kommentiert die genervte Rastlosigkeit von Mick Jaggers Text und Gesang perfekt.
„Paint it Black“ (1966)
Auf das Sitar-Intro von Brian Jones antwortet Watts mit einer Art Gegen-Beat. Die anfangs verstörende Kombination trägt zur eigentümlichen Gegenwelt des Songs bei.
„Sympathy for the Devil“ (aufgenommen 1968, Liveversion von „Get Yer Ya-Ya’s Out“ 1970)
Den - in der Originalversion mit Handtrommeln und Maracas geschlagenen – teuflischen Samba-Rhythmus live zu reproduzieren, war Charlie Watts Pflicht und Vergnügen zugleich. Besonders berührend ist die Live-Aufnahme auf „Get Yer Ya-Ya’s Out“: Mit krachender Selbstverständlichkeit gesellt er sich zu Keith Richards‘ lässiger Gitarre.
„Time Waits For No One" (1974)
Charlie war der ideale Mann für die stilistischen Volten. Bei „Fingerprint File“ spielt er ganz trockene Funkbeats zu Jaggers exaltiertem Gesang und Billy Prestons scharfem Clavinett.
„Waiting On A Friend" (1973 aufgenommen, 1981 veröffentlicht)
Auch in Balladen brillierte Watts, der locker aus dem Handgelenk spielte und dabei dennoch unnachgiebige Beats kreierte. Das war eine der seltenen Gelegenheiten, wo Watts mit einem Jazzer von Weltrang spielte. Sonny Rollins sorgte für das expressive Saxofonsolo.
„Cherry Oh Baby" (1974 aufgenommen, 1976 veröffentlicht)
Feine Hi-Hat-Arbeit und lakonische Basstrommel - bei diesem wunderbaren Ausflug in den Reggae. Als Jazzfan kommt Watts mit jedem afroamerikanischen Sound zurecht.
(tk, sam)