Die Querfelds: Das Imperium der Wiener Kaffeesieder wächst

Querfelds Imperium Wiener Kaffeesieder
Querfelds Imperium Wiener Kaffeesieder(c) APA (BARBARA GINDL)
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Am Montag wird das neu gestylte „Café Museum“ eröffnet. Gastronom Berndt Querfeld will wieder mehr Gemütlichkeit. Es ist bereits das achte Lokal der Querfelds.

So richtig romantisch war dieser Hochzeitstag nicht: Vor einem Jahr saß der Gastronom Berndt Querfeld mit seiner Frau Irmgard bei einem Toast im Café Museum – und die beiden mussten eine Entscheidung treffen: Das traditionsreiche Kaffeehaus, das kurz vor der Schließung stand, übernehmen oder nicht.

Die Entscheidung war dann eindeutig: „Ich habe mich in das Lokal verliebt“, erzählt Querfeld, „und daher haben wir uns entschlossen, es zu übernehmen.“ Am kommenden Montag ist es jetzt so weit. Nach mehrmonatigem Umbau wird das neu gestylte Kaffeehaus auf dem Karlsplatz, in dem einst prominente Künstler wie Klimt, Kokoschka oder Schiele ein und aus gingen, offiziell wiedereröffnet.

Und „die Querfelds“ dürfen ein weiteres Lokal führen. Das achte. Dabei hat Berndt Querfeld, der 44-jährige Vater von drei Buben „im spannenden Alter“ (so rund um die 15), dies ursprünglich gar nicht vorgehabt. Er ist Gartenbauingenieur und sagt auch: „Meine Berufung ist Gärtner.“ Aber er macht sich auch als Kaffeesieder gut, wie die acht Lokale beweisen.

Seine Eltern besaßen ursprünglich einen Elektrohandel. Doch Anfang der Siebzigerjahre tat sich für Vater Herbert Querfeld, der ohnehin gern in Kaffeehäusern saß, eine interessante, neue Möglichkeit auf: Dem herabgekommenen Café Landtmann ging es schlecht, und es hätte wohl geschlossen werden müssen. Querfeld senior schlug zu und sanierte gemeinsam mit seiner Frau Anita das Landtmann und machte es zu einem Traditionscafé, das heute bei Politikern, Touristen und Journalisten beliebt ist.

Das gut gehende Landtmann war dann der Grundstein für die „langsame Expansion“, wie es Berndt Querfeld heute nennt. In den Achtzigerjahren kam das Café Mozart, Wiens ältestes Kaffeehaus gegenüber der Albertina, dazu. Auch dazu kann Querfeld eine nette Anekdote erzählen: Ein japanischer Konzern habe sich für das Mozart interessiert. Da habe der damalige Bürgermeister Helmut Zilk einfach seinen Vater angerufen und einen dringenden Wunsch geäußert: „Herr Querfeld, Sie nehmen das Mozart.“

So geschah es. Nach dem Mozart kamen weitere Erwerbungen dazu: das Café Hofburg im Zentrum, das Café Restaurant Residenz und das Landtmann's Parkcafé in Schönbrunn, Landtmann's feine Patisserie im Wohnpark Alt Erlaa. Dazu kam mit dem australischen Crossfield's (eine englische Verballhornung des Familiennamens) in der Nähe der Albertina ein Ausflug in die Welt der Bierlokale.

Das kleine Querfeld-Kaffeeimperium wird als Familienunternehmen geführt. Das Landtmann betreibt immer noch Grande Dame Anita Querfeld (der Mann ist 2003 gestorben). Das Café Mozart und das Crossfield's betreibt Andrea Winkler, die Schwester von Berndt Querfeld. Und das Residenz in Schönbrunn und das Café Hofburg werden von seiner Frau Irmgard geführt. Künftig hat sie einen weiteren anspruchsvollen Job: Sie wird zusätzlich das neue Café Museum führen. „Bei uns gibt es nur Frauen in leitender Position“, sagt Querfeld, „was auch zu unserem guten Betriebsklima beiträgt.

Und er selbst? „Ich habe das Glück, dass ich im Alltag freigespielt bin.“ So kann er sich um strategische Zukunftspläne kümmern. Und nicht zuletzt um seinen neuen Zusatzjob: Berndt Querfeld ist auch Obmann der Berufsgruppe Kaffeehäuser in der Wirtschaftskammer.

Nach der kühlen Kaffeehauseinrichtung im Loos-Stil, die bei den Besuchern nicht gut angekommen ist, setzt Querfeld im neuen Café Museum nun auf mehr Gemütlichkeit: mit Sitzlogen mit roten Bezügen und kleinen Tischen; Metallkugeln dienen als Beleuchtung. Vorgabe ist das Ursprungsdesign des Architekten Josef Zotti aus den 1930er-Jahren.

Auf einen Blick

Café Museum: Nach monatelangem Umbau wird am Montag das traditionsreiche Kaffeehaus auf dem Karlsplatz wiedereröffnet – ganz im ursprünglichen Design der Dreißigerjahre. Betrieben wird das Café von der Familie Querfeld, die in Wien bereits mehrere Traditionskaffeehäuser führt. Flaggschiff des Kaffeeimperiums ist das Café Landtmann, das seit den Siebzigerjahren im Besitz der Familie ist. Berndt Querfeld möchte im neuen Café Gemütlichkeit einziehen lassen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.10.2010)

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