Die Bilanz

Die Globalisierung erlebt eine Renaissance

Die Nachricht vom Ableben der Globalisierung war stark übertrieben: Der Welthandel boomt wieder.
Die Nachricht vom Ableben der Globalisierung war stark übertrieben: Der Welthandel boomt wieder.imago images/Arnulf Hettrich
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Rückholung der Industrie und Regionalisierung der Lieferketten war gestern: Die Wirtschaft setzt nach Corona wieder voll auf Globalisierung. Aus gutem Grund: Abkopplung vom Welthandel bedeutet Wohlstandsverlust.

Corona werde der Globalisierung den Todesstoß versetzen, hat man uns im Vorjahr eindringlich erklärt: Die teils gravierenden Versorgungsmängel durch die Störung globaler Lieferketten hätten die Verletzlichkeit Europas und seine Abhängigkeit von wenigen, weit entfernten Produktionsstandorten so richtig deutlich gemacht. Die logische Konsequenz sei die „Rückholung“ wichtiger Produktionen – etwa von Medikamenten – nach Europa.

Das hat schlüssig geklungen. Allerdings scheint die Nachricht vom Ableben des angeschlagenen Patienten Welthandel ein wenig verfrüht gewesen zu sein: Der Wiederaufschwung wird derzeit in allen wichtigen Wirtschaftsregionen vom Export getragen, der globale Warenverkehr erlebt eine eindrucksvolle Wiederauferstehung – und die europäischen Unternehmen, die im Vorjahr noch Renationalisierungsstrategien gewälzt haben, schwenken jetzt wieder in die Gegenrichtung um.
Zwar werden die Probleme – Lieferschwierigkeiten durch Abhängigkeit von wenigen, weit entfernten Zulieferern und störungsanfälligen Lieferketten – weiter ernst genommen. Aber das Rezept hat sich geändert: Therapie der Wahl ist jetzt nicht mehr die Rückholung von Produktionen und die Regionalisierung der Lieferketten, sondern Diversifizierung der Zulieferungen und verbesserte Lagerhaltung.

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