Die Taliban könnten am heutigen 9/11-Jahrestag ihre Regierung angeloben. Das wäre eine enorme Brüskierung der USA, wo es Proteste gegen die Teilnahme Präsident Bidens an den Trauerfeiern gibt.
Kabul/New York. Die von den Taliban vor Tagen formierte Übergangsregierung könnte just heute, am 20. Jahrestag von 9/11, feierlich in ihr Ämter eingeführt werden, wie russische Medien unter Berufung auf informierte Kreise berichten. Seitens der Taliban gab es zuletzt keine Informationen dazu. Eine Angelobung am 9/11-Jahrestag ist allerdings ein ungutes Zeichen und dürfte vor allem in den USA sehr schlecht ankommen.
Der Kreml dementierte indes Aussagen des Präsidenten des russischen Oberhauses, wonach Russland bei der Amtsübernahme durch seinen Botschafter in Kabul vertreten sein werde. Man werde nicht teilnehmen, hieß es am Freitag. Zudem werden die russischen Truppen in Tadschikistan, einem nördlichen Nachbarland Afghanistans, weiter verstärkt, unter anderem mit 30 Panzern.
Die 33-köpfige Übergangsregierung unter Mullah Hassan Akhund stößt im Ausland weitgehend auf Befremden. Alle Minister sind Taliban, einige werden steckbrieflich unter Auslobung hoher Kopfgelder gesucht. Innenminister Sirajuddin Haqqani etwa führt das mit der al-Qaida verbundene Haqqani-Netzwerk, auf ihn haben die USA zehn Millionen Dollar ausgesetzt. In der Regierung sind keine Frauen, nur wenige Minister zählen nicht zum Volk der Paschtunen.